

Schon am frühen Vormittag hatten die Biologen mit Hilfe der FÖJler, Elia Mula und Paul Pollenske, die Geräte ausgepackt, Wannen, Eimer und Tische bereitgestellt sowie das rund sechs Meter lange Boot zu Wasser gelassen. Als Schaulustige, die aber auch fleißig mit anpackten, hatten sich Vertreter der vier Angelvereine eingefunden, die die Haaler Au bewirtschaften, ASV Lütjenwestedt, ASV Breiholz-Haale, SFV Beringstedt und ASV Forelle Todenbüttel. Auch das so genannte Spiegelnetz war an der ersten, rund 200 Meter langen Fangstrecke bereits ausgebracht worden. „Dadurch grenzen wir den Fluchtraum der Fische ein wenig ein, damit wir mehr erwischen“, erklärt Rüdiger Neukamm, der sich beim LSFV auch ehrenamtlich um den Umwelt- und Tierschutz kümmert.
Gefischt wird schonend mit Elektrizität. Drei Mann im Boot: einer stakt den Kahn, zwei suchen mit Keschern nach Fischen, die durch ein Stromfeld im Wasser kurzzeitig betäubt werden. Sie tragen so genannte Polbrillen. Diese sehen aus wie Sonnenbrillen, ermöglichen aber eine bessere Sicht unter die Wasseroberfläche. Wenn ein Fisch im Fangnetz landet, kommt er umgehend in eine große Wanne mit frischem Wasser – und sofort schwimmt er dort zappelt umher. Die Betäubung hält nur einen kurzen Augenblick und schadet dem Tier nicht.

Und so landen neben Steinbeißern, Neunaugen und Bitterlingen auch zahlreiche andere Fischarten erst in den Wannen, werden dann in die verschiedene Eimer sortiert, gewogen, gemessen und wieder in die Freiheit entlassen. Das Ergebnis ist deutlich: Steinbeißer und Co. fühlen sich in der Haaler Au weiterhin wohl. Auch andere Fische wie dicke Brassen, Hechte, Barsche und viele Weißfische leben dort. Die Messdaten wie Wassertemperatur, pH-Wert, Sauerstoff und Leitfähigkeit, die an insgesamt 14 Stationen an der Haaler Au entnommen werden, zeigen keine Auffälligkeiten. Rüdiger Neukamm und Mattias Hempel sind zufrieden.
Keine Veränderung ist in diesem Fall eine gute Nachricht“, sagt Rüdiger Neukamm. Und das liege nicht nur daran, dass der auf die Befischung folgende Papierkram einfacher sei. „Das bedeutet in erster Linie, dass wir hier immer noch ein ganz schönes, sehr naturnahes Gewässer haben, in dem sich die seltenen Arten wohl fühlen. Und bald, so hofft Neukamm, werde in dem Gewässersystem rund um die Haaler Au noch eine weitere, seltene Art hinzu kommen. Auf der Teichanlage des Landessportfischerverbands in Langwedel werden seit einiger Zeit Schlammpeitzger vermehrt. Voraussichtlich noch in diesem Jahr sollen die Gräben und Biotope mit dieser seltenen Fischart besetzt werden.