Verwertung von Schwarzmundgrundeln

Geschrieben von Rüdiger Neukamm

Während die Frage, ob Schwarzmundgrundeln eine Bereicherung (als Beutefisch) oder eine Bedrohung (als Laichräuber) für heimische Fischarten sind, noch nicht abschließend beantwortet werden kann, ist die Frage der Verwertbarkeit geklärt. Und es ist nicht schwer, aus Schwarzmundgrundeln eine schmackhafte Mahlzeit herzustellen. Die Zubereitung ist ähnlich einfach wie bei Stinten. Die Schwarzmundgrundel ist aus unserer Sicht, im Gegensatz zu den eher geschmacksneutralen Stinten, durch einen leicht barschähnlichen Geschmack kulinarisch interessanter. Sie unterscheidet sich auch dadurch vom saisonal im Frühjahr beangelten Stint, dass sie zumindest im Nord-Ostsee-Kanal und in der Trave ganzjährig in ausreichender Zahl zu fangen ist. Die Idee für eine Verwertung geht auf eine Befischung des Nord-Ostsee-Kanals durch Hans Brauer im Jahr 2010 zurück, bei der sich auch der Fischereiberater Martin Purps angesichts der Menge der gefangenen Fische fragte, ob es nicht möglich sei etwas wie beim Stint daraus zu braten. Es folgte dann der erste schmackhafte Versuch in Brauers Aalkate.

Heimische Fischarten und eingeführte Fremdarten

Die Abgrenzung der heimischen Fischarten von den eingeführten Fremdarten ist teilweise schwierig, da immer wieder Fischarten in das von ihnen ursprünglich nicht besiedelte Gebiet einwandern und sich dort selbstständig über mehrere Generationen vermehren können. Allgemein gilt eine Art als Fremdart (Neozoon), wenn die drei folgenden Kriterien erfüllt sind:
  • Direkt oder indirekt durch den Menschen eingeführt
  • Nach 1492 (Entdeckung Amerikas durch Kolumbus) oder 1500 eingeführt
  • Selbstständige Vermehrung über mindestens drei Generationen ohne Hilfe durch den Menschen
Demnach ist der Karpfen in seiner Urform als heimisch anzusehen, da er bereits von den Römern nach Europa und später von Mönchen während des Mittelalters (vor 1492) in Nordeuropa verbreitet wurde. Der Zander ist in Norddeutschland eine Fremdart, denn er stammt ursprünglich aus Südosteuropa und konnte sich über die vom Menschen neu angelegten Kanalsysteme verbreiten. Weitere Fremdarten sind u.a. die Regenbogenforelle, der Sonnenbarsch, die Zwergwelse, die asiatischen Bitterlinge und alle Störarten außer dem Gemeinen Stör, der in Deutschland als ausgestorben gilt.
Das ging fix! Nicht einmal zwei Jahre hat die Schwarzmundgrundel gebraucht um ihr Verbreitungsgebiet auf den gesamten Nord-Ostsee-Kanal auszudehnen und einen Bestand aufzubauen, dessen Größe rasant zunimmt. Insbesondere im Ostteil des Kanals haben bereits viele Angler mit der Schwarzmundgrundel Bekanntschaft gemacht. Beim Butt- und Aalangeln ist die Art mittlerweile schon regelmäßiger Beifang.

Die Schwarzmundgrundel – eine neue Art erobert den Nord-Ostsee-Kanal

Neogobius melanostomus ist der lateinische Artnahme der Schwarzmundgrundel. Ursprünglich begrenzte sich ihr Vorkommen auf das Kaspische und Schwarze Meer, jeweils inklusive der Unterläufe der einmündenden Flüsse. Seit ca. 20 Jahren jedoch erweitert sich das Verbreitungsgebiet der Schwarzmundgrundel stetig, zum Teil mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Zunächst wurde beobachtet, dass die Schwarzmundgrundeln sich nicht mehr auf die Unterläufe großer Flüsse beschränkten, sondern ihren Lebensraum auf weiter stromaufwärts gelegene Gewässerabschnitte ausdehnten. So wurden Schwarzmundgrundeln beispielsweise in der Donau im Jahr 2000 erstmals auf österreichischem Gebiet festgestellt und im Jahr 2004 dann bereits in Deutschland nachgewiesen. Neben dieser aktiven Erweiterung des Verbreitungsgebietes durch die Fische selbst kam es in der jüngeren Vergangenheit auch häufig zu einer durch den Menschen bedingten Verbreitung der Art. Ein Eintrag mit abgelassenem Ballastwasser von Handelsschiffen oder als Begleitart bei Fischbesatzmaßnahmen sind wahrscheinliche Eintragspfade für die Schwarzmundgrundel. 1990 gelangte die Schwarzmundgrundel unter anderem in die Great Lakes in Nordamerika und in die Danziger Bucht. Die weitere Ausbreitung der Schwarzmundgrundel innerhalb der Danziger Bucht und in die umgebenden Teile der Ostsee wurde von polnischen Wissenschaftlern kontinuierlich untersucht. Sie dokumentierten eindrucksvoll, welches Potential diese Art besitzt, wenn es darum geht, sich neue Lebensräume zu erschließen. Nachdem 1990 jeweils nur wenige Tiere in den Häfen von Hel und Gdynia festgestellt worden waren, umfasste das Verbreitungsgebiet in dem die Fische bestandsbildend waren, 2001 bereits eine Fläche von 400 km2. Damit waren nahezu alle geeigneten Habitate in der Danziger Bucht besetzt. Stellenweise erreichte die Bestandsdichte Werte von durchschnittlich 4 Individuen/ha.

Von der Danziger Bucht aus verbreitete sich die Schwarzmundgrundel entlang der Ostseeküste weiter. 1999 wurde sie bei Rügen festgestellt, 2003 lag Rostock schon hinter ihr. Wann sie genau in der Kieler Bucht angekommen ist, steht nicht fest. Erste Einwanderungen in den ca. 100 km langen Nord-Ostsee-Kanal über die Holtenauer Schleusen erfolgten wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte 2006. Erste Fänge von Sportanglern wurden 2007 gemeldet. Fanggebiete waren der Nord-Ostsee-Kanal östlich von Rendsburg und in besonderem Maße der Flemhuder See. Auch der in Rade ansässige Fischer machte in dem Jahr erstmals Bekanntschaft mit der Schwarzmundgrundel. Bis zum Herbst 2008 fehlten dann aber weitere Nachweise aus den weiter westlich gelegenen Teilen des Nord-Ostsee-Kanals. Fast sah es so aus, als würde der Schwarzmundgrundel dieser Gewässerteil nicht zusagen, so dass sie von einer Besiedlung vorerst absehen würde. Dass dem nicht so war, offenbarten Hamenfänge in der Brunsbüttler Schleuse im letzten Oktober, bei denen eine erwachsene Schwarzmundgrundel gefangen worden ist, die offensichtlich ihre Wanderung in die Elbe antreten wollte. Damit muss der Nord-Ostsee-Kanal als durchquert betrachtet werden.

Die meisten Angler, die Schwarzmundgrundeln gefangen haben taten sich schwer mit der Artbestimmung dieser ihnen bisher oft gänzlich unbekannten Fischart. Die Vorschläge reichten von Schwarzgrundel über Quappe und Aalmutter bis hin zur Groppe. Eine richtige Bestimmung ist zweifelsfrei nicht ganz leicht aber dennoch für jeden möglich, wenn man die entscheidenden Merkmale im Körperbau dieser Art kennt. Gemessen an unseren heimischen Grundelarten wird die Schwarzmundgrundel sehr groß. Im Brackwasser sollen männliche Tiere Körperlängen von bis zu 25 cm erlangen. Der gedrungene, im Querschnitt rundlich und leicht abgeplattete Körper ist gelblich bis grau, oftmals mit mehreren großen braunen Flecken auf den Körperseiten. Während der Laichzeit können Männchen auch eine schwarze Färbung annehmen. Entlang der Körperseite vom Kopf bis zur Schwanzflosse befinden sich pro Schuppenreihe 45-55 Schuppen. Die erste Rückenflosse hat 5-7, die zweite 14-17 Flossenstrahlen. Ganz charakteristisch ist der schwarze Fleck im hinteren Bereich der ersten Rückenflosse. Zweite Rückenflosse, Schwanzflosse, Afterflosse und die Brustflossen haben eine abgerundete Form. Im Kopfbereich, inklusive der Kiemendeckel, gibt es, im Gegensatz zu vielen ähnlich aussehenden Arten, keine deutlich sicht- bzw. fühlbaren Dornen, Stacheln oder Bartfäden. Zu guter Letzt ist als typisches Merkmal eine auffallend große, fast waagerechte Maulspalte zu nennen, wodurch die Tiere bei der Ansicht von vorn einen überaus humorlosen Eindruck erwecken.

Schwarzmundgrundeln sind typische Bodenbewohner. Sie ernähren sich überwiegend von Muscheln, Würmern, Krebsen, und gelegentlich wohl auch von Fischlaich. Im Alter von 2-3 Jahren erreichen die Tiere die Geschlechtsreife. Die Laichzeit beginnt im Frühjahr und kann sich bis in den Spätsommer hinziehen. Schwarzmundgrundeln sind Portionslaicher. Die Eizahl pro Weibchen wird mit 100-5000 angegeben. Die Eiablage erfolgt auf nahezu jeder Art von Hartsubstrat in einer Art Nest. Dieses Nest, in das verschiedene Weibchen ihre Eier gelegt haben können, wird bis zum Schlupf der Brut durch das Männchen bewacht. Nach Beendigung des Brutgeschäfts stirbt das Männchen, vermutlich an Erschöpfung. Weibchen können zum Teil ein zweites Mal reproduzieren, allerdings werden auch sie im Regelfall nicht älter als 4 Jahre.

Wie aus der Verbreitungsgeschichte der Art zu entnehmen ist, bevorzugt die Schwarzmundgrundel Brackwasser, kommt aber auch in reinem Süßwasser vor. Entsprechend ist damit zu rechnen, dass noch viele weitere Gewässer in Schleswig-Holstein von der Schwarzmundgrundel eingenommen werden. Erste Nachweise aus dem Traveeinzugsgebiet liegen bereits vor. Spannend ist nun, wie sich die Art weiter verbreiten wird. Schafft sie es sich in der Unterelbe zu etablieren und von dort bis nach Dresden aufzusteigen? Wird sie in Eider und Stör vordringen? Wird der Elbe-Lübeck-Kanal von Süden oder von Norden besiedelt, oder von beiden Seiten gleichzeitig? Wir wissen noch nicht, ob und wie sich das Vorkommen der Schwarzmundgrundel auf die bestehenden Fischartengemeinschaften der unterschiedlichen Gewässer auswirken wird. Prinzipiell sind positive und negative Auswirkungen denkbar. Raubfische bekommen beispielsweise ein erweitertes Beutespektrum, kleinere Fische einen weiteren Konkurrenten um die Ressourcen Nahrung, Unterstand und Laichsubstrat. Insgesamt sind also viele Fragen an das Auftreten der geknüpft, die für Angler und Fischer von großem Interesse sind. Aus diesem Grund bitten wir Sie um Mithilfe! Wenn Sie eine Schwarzmundgrundel gefangen haben und sich nicht sicher sind, dass der Fangplatz bereits bekannt ist, melden Sie sich bitte bei der Hegegemeinschaft Gewässersystem Nord-Ostsee-Kanal oder dem LSFV-Schleswig-Holstein (Adresssen siehe Kästchen). In Zusammenarbeit mit der Fischereibiologischen Abteilung des Zoologischen Museums der Universität Hamburg sollen die Daten gesammelt und ausgewertet werden. Begleitend sind weitere Untersuchungen zur Biologie und zum Verhalten der Schwarzmundgrundel vorgesehen, um mehr über diese spannende Fischart und ihre Lebensweise in Norddeutschen Gewässern herauszufinden.

Quelle: Sapota, M.R. (2006): NOBANIS – Invasive Alien Species Fact Sheet – Neogobius melanostomus. – From: Online Database of the North European and Baltic Network on Invasive Alien Species – NOBANIS.

Hegegemeinschaft Gewässersystem

Nord-Ostsee-Kanal
Landweg 16
25712 HochdonnTel: 04825-902145
Fax: 04825-923302
">E-Mail

Problemstellung

Invasive Arten verursachen bereits seit langem und in vielen Bereichen Probleme. Diese neuen hier nicht heimischen Arten, so genannte Neobioten oder auch „alien species“, können als invasive Spezies ganze Ökosysteme bedrohen und verursachen ökologische und ökonomische Schäden in Milliardenhöhe. Oft haben die Neobioten in ihrer neuen Umgebung keine natürlichen Feinde oder Konkurrenten und können sich deshalb besonders gut ansiedeln und etablieren. Dadurch werden heimische Arten verdrängt und die biologische Artenvielfalt bedroht. Was unternommen wurde und wie mit diesen Neobioten umgegangen werden kann, wenn diese sich erst einmal etabliert und ausgebreitet haben, werde ich in dieser Ausarbeitung exemplarisch am Beispiel der chinesischen Wollhandkrabbe untersuchen. Dabei betrachte ich die Auswirkungen, die durch die Ansiedlung der Wollhandkrabbe entstanden sind, sowie die bereits unternommenen Maßnahmen. Abschließend schlage ich Maßnahmen für ein spezifisches Gewässer in Hamburg vor.
Die Frage nach der Gefährlichkeit der Fremdarten kann man nicht pauschal beantworten, oft hängt die Einstufung auch von den Interessen des Beurteilenden ab. Aus Sicht der Fischerei war die indirekte Einführung des Zanders bestimmt von Nutzen und aus der Sicht des Naturschutzes ohne Schaden, wogegen die ebenfalls indirekte ungewollte Einführung der Wollhandkrabbe weitestgehend als nachteilig beurteilt wird. Die in der ehemaligen DDR weitverbreitete Kultivierung der asiatischen Grasfische brachte viele Nachteile mit sich und die erhoffte wirtschaftliche Produktion wurde nicht erreicht.
Auch wenn eine Fremdart keinen Schaden an der Umwelt oder anderen Fischarten anrichtet, kann ihre unnatürliche Verbreitung aus der Sicht des Natur- und Artenschutzes eine Gefahr darstellen. Man spricht allgemein von einer Faunenverfälschung, wenn Fremdarten in den heimischen Fischbestand eingeführt werden, unabhängig davon ob andere Arten dadurch gefährdet werden. Allein dass der Fischbestand nicht mehr als rein heimisch einzustufen ist, gilt dann als unerwünscht. Deshalb wird durch das Bundesnaturschutzgesetz auch der Besatz von Fremdarten in natürliche Gewässer verboten, durch die meisten Landesfischereigesetze übrigens auch.

Zubereitung

Den abgeschlagenen Fischen wird mit einem scharfen Messer die Bauchhöhle zum Kopf hin geöffnet, anschließend folgt ein Schnitt hinter dem Kopf auf Höhe der Brustflossen von oben bis zur Durchtrennung der Mittelgräte. Nun können mit einem Griff Kopf und Innereien entnommen werden – das ist alles
Die Fische werden abgespült, in Mehl gewälzt und gebraten. Beim Stint ist die Rezeptur für die Zusammensetzung des Paniermehles ein Geheimnis der zubereitenden Küche. Übliche Bestandteile sind Roggenschrot, Kräuter, Salz und Pfeffer. Auch Fritieren ist möglich. Um die Gräten braucht man sich meistens nicht zu kümmern. Erst bei Exemplaren von mehr als etwa 12 cm Länge ist die Mittelgräte wahrnehmbar. Ob sie einen beim Verzehr stört muß jeder für sich entscheiden, wie bei den Stinten und Sprotten.
Der weiteren kulinarischen Verwendung sind kaum Grenzen gesetzt. Norddeutsch-üblich ist aber schlicht die Kombination mit Bratkartoffeln.