An vielen Fließgewässern unseres Landes begann am 1.10.  die Schonzeit.  Das Angeln ruht nun – die umfangreichen Arbeiten rund um Laichfischfang und Erbrütung beginnen.

Die organisierten Angler sind es, die sich darum gekümmert haben, dass es noch nennenswerte Bestände von Meerforellen und Lachsen in den Fließgewässern und an den Küsten unseres Bundeslandes gibt. Es gab Zeiten, da wurden Fließgewässer und die Laichhabitate der Großsalmoniden verbaut. Vielerorts wurden die Wanderfische durch Querbauwerke von ihren Laichplätzen abgeschnitten. Stromauf ging nichts. Vieles hat sich seit Start der EU-Wasserrahmenrichtlinie verbessert, aber es gibt auch noch weiterhin jede Menge zu tun.

Rechtzeitig vor der  Brutsaison ist die Renovierung des LSFV-Bruthauses in Aukrug beendet. Gefördert aus Mitteln der Fischereiabgabe des Landes und sehr viel ehrenamtlicher Arbeitskraft der ARGE Stör-Bramau wurde die Anlage  für zukünftige Aufgaben in einen Top-Zustand versetzt. Aus Hygienegründen war ein neuer Fußboden nötig. Das war eine Auflage des Veterinäramtes Neumünster. Es geht darum, die Infizierung von befruchteten Eiern und Brütlingen mit Pilzen und Bakterien zu vermeiden. Dafür musste die komplette Bruthaustechnik einmal aus und dann wieder eingebaut werden. Die kurzfristige Hälterung der adulten Zuchtfische ist bei einem solchen Projekt ein wichtiger Faktor. Hier wurde die Anlage weiter optimiert und eine Überdachung gebaut. Die schweren Rundbecken wurden auf ein solides Fundament gestellt. Eine neue UV-Wasserdesinfektionsanlage wurde installiert. Die Wände des Bruthauses wurden heller und pflegeleichter gestaltet und die Beleuchtung optimiert. Rechtzeitig bevor die ersten Laichfische ins Netz gehen, werden die letzten Details abgearbeitet sein.

Auch in dieser Saison werden wir hoffentlich wieder hunderttausende Meerforelleneier in Aukrug erbrüten. Hier erhalten wir große Unterstützung aus der Fischereiabgabe des Landes. Seit Jahrzehnten gibt es an vielen weiteren Fließgewässern eine großartige Zusammenarbeit mit dem Verband der Teichwirte und Binnenfischer und dem Bruthaus in Altmühlendorf.  Der NDR berichtete jüngst in seiner „Nordstory“ über junge Menschen, die das FÖJ in Schleswig-Holstein und auch bei unserem LSFV machen. Unter anderem wurde dort der Laichfischfang an der Stör gezeigt.

Auch um die Lachse kümmern sich die LSFV-Angler in Aukrug. Allerdings werden diese Bemühungen bislang nicht von der Fischereiverwaltung des Landes unterstützt. Das ist seit Jahren ein strittiges Thema zwischen der Oberen Fischereibehörde und dem LSFV. Aus unserer Sicht gehört der Lachs in einige der Fließgewässer unseres Landes. Eine Untersuchung des Institutes für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow soll nun die mögliche Rolle Schleswig Holsteins bei der Wiedereinbürgerung des Lachses im Elbsystem ermitteln. Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse und hoffen auf eine stärkere Unterstützung des Landes bei unseren Bemühungen um den Lachs. Der LSFV ist bereits seit langer Zeit vernetzt mit allen, die am Thema Elblachs arbeiten. Viele Gäste von der Presse und aus der Politik laden wir jedes Jahr ein. Wir hoffen, trotz der Corona-Krise, auch in diesem Jahr umfangreich vor Ort über unsere Aktivitäten informieren zu können. Ein Termin im November wird derzeit geplant.

Tatsächlich spielt der Lachs in der öffentlichen Wahrnehmung eine größere Rolle wie die Meerforelle. Über den Lachs kann man viele Inhalte zum Thema Fließgewässer sehr gut transportieren. Wir sind und bleiben beim Thema Lachs am Ball. Aber nicht nur in Aukrug wurde und wird hart gearbeitet.

Überall im Lande sind die Vereine für die Wandersalmoniden aktiv.

Die Angler der Treenegemeinschaft (ASV Schleswig, Petri Heil Flensburg, ASV Jübek) bemühen sich ebenfalls seit Jahrzehnten um die Salmonidenbestände in ihrem Gewässer. Auch hier wurde bereits vor der Laichfischfangsaison viel geleistet. Wie in jedem Jahr wurden in Zusammenarbeit mit dem Bruthaus der Teichwirte und Binnenfischer in Altmühlendorf wieder hunderttausende Meerforellenbrütlinge in das Gewässersystem eingebracht. In der Teichanlage des ASV Jübek, direkt am Treenehang, wurden im März 2020 insgesamt 3.000 Brütlinge ausgesetzt. Im September wurden jetzt 1.150 einsömmrige Fische abgefischt und in die Treene umgesetzt. Ein überragendes Ergebnis. Diese Fische sind durch das gute Nahrungsangebot im Teich hervorragend abgewachsen und durch das Treenetal-Quellwasser optimal auf ihren Bach geprägt. Die Chance, dass einige dieser kleinen Meerforellen als großer Laichfisch in den Oberlauf zurückfinden, ist sehr groß.

Nach wie vor ist die Durchgängigkeit von Fließgewässern ein großes Thema.

Noch immer gibt es zahlreiche Querverbauungen, die die Laichwanderung der Wanderfische einschränken oder ganz verhindern. Nicht überall kann man diese technischen Bauwerke einfach beseitigen. Aber manchmal müssen wir als Angler einfach für die Artenvielfalt in unseren Gewässern einstehen und uns mit Nachdruck für die Durchgängigkeit stark machen. Das können wir nicht immer und überall leisten, aber wir müssen an einigen Punkten Zeichen setzen.

Das alte Wasserkraftwerk „Strohbrück“ befindet sich am Übergang vom Achterwehrer Schifffahrtskanal zum Nord-Ostsee-Kanal. Oberliegend befinden sich der Westensee  und das große System der oberen Eider. Früher gab es einen Fischauf- und Abstieg  durch die Schiffsschleuse. Diese ist allerdings seit 2001 außer Betrieb. Der gesamte Wasserablauf, und damit die Fischwanderweg stromab, geht seitdem über das alte Wasserkraftwerk. Die wasserrechtliche Genehmigung für diese Anlage lief 2019 aus. Wir hatten die Hoffnung, dass damit der Abstieg der Fische in Zukunft nicht mehr durch die Turbine geht. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde verlängerte jedoch die Betriebserlaubnis um weitere 30 Jahre. In Schleswig-Holstein stehen an jedem Tag zahlreiche Windräder still, weil wir den Strom nicht verbrauchen können, aber solche kleinen Wasserkraftanlagen werden auf Kosten der Artenvielfalt in einem großen Gewässersystem weiterbetrieben? Dagegen haben wir geklagt. Wir sind gespannt, was wir damit bewirken. Auch das gehört zu unserem Einsatz für die Fließgewässer und die Wanderfische.

Alle diese Aktivitäten kosten Geld!

Nicht für alles erhalten wir Förderung. Nichts geht ohne die hauptamtliche Verwaltung und fachliche Begleitung unserer festen Mitarbeiter. Und noch weniger geht ohne die zahlreichen LSFV-Vereine, die sich an 39 Fließgewässern des Landes immer und immer wieder für die Wanderfische einsetzen.

Jeder, der bei unserem LSFV seinen Beitrag zahlt, trägt mit dazu bei, dass auch solche Projekte immer weiterlaufen und ausgebaut werden. Hier zeigen Anglerinnen und Angler, zu was wir gemeinsam fähig sind. Daher möchte ich mich bei allen bedanken, die unserer Beitragserhöhung  auf der JHV am 20.9.2020 zugestimmt haben. Ich hoffe, dass auch die Kritiker des höheren Beitrages an Bord bleiben, und nach und nach von der Sinnhaftigkeit eines gemeinsamen Verbandes mit vernünftiger Ausstattung überzeugt werden können.

Gemeinsam packen wir das.  Petri Heil – euer Peter Heldt