Das Eine vorweg: grundsätzlich halten wir Angler Naturschutz für unbedingt notwendig – sind wir, der LSFV, doch der zweitgrößte anerkannte Naturschutzverband des Landes.

Im Moment bewegt der geplante Nationalpark Ostsee die Gemüter. Es ist noch nicht mal ansatzweise geklärt, was genau wo passieren soll – und schon schlagen die Wellen hoch. Woran liegt das?

Das Misstrauen bei uns Anglern ist groß, ebenso wie bei vielen anderen Menschen und Interessengruppen in unserem dicht besiedelten Schleswig- Holstein. Die berechtigte Angst geht um, dass aus unserem gelebten und geliebten Schleswig-Holstein nun Folklore werden soll. Schon jetzt sind unsere Küsten ein Flickenteppich von Schutz- und Verbotszonen. Geht Schutz wirklich nur einher mit Ausgrenzung und Verbot? Das Damoklesschwert einer weiteren Aussperrung aus der Natur sehen derzeit viele in unserem Land über sich schweben.

Konkrete Aufklärung gegen Ängste

Es liegt an dem zuständigen Minister Goldschmitt, solche Ängste zu nehmen und gemeinsam vernünftige und praktikable Lösungen zu entwickeln. Dazu gehört, dass man offen, konkret und ehrlich seine Vorstellungen auf den Tisch bringt. Schwammige Gebietskulissen und unklare Formulierungen helfen keinem und sorgen im Gegenteil für Verunsicherung. Wenn der geplante Nationalpark immerhin bis zu 166.000 ha in dem relativ kleinen Gebiet zwischen Fehmarn und Flensburger Förde haben soll, dann wäre es schön zu wissen, wo die Schutzzonen denn genau hinsollen und was dort passieren, bzw. nicht mehr passieren darf. Wenn ein großer Teil der Flächen einer Nullnutzung unterliegen soll, dann wird das schwerlich umzusetzen sein, ohne dass man große Teile unserer Gesellschaft verprellt.

Keiner will so einen Einschnitt direkt vor seiner Haustür, so viel ist wohl klar. Aber trotzdem sollte man die Katze rechtzeitig aus dem Sack lassen. Es ist wenig hilfreich, die wahrscheinlich schon relativ konkreten Pläne noch lange zu verschleiern. Wenn bereits Ende 2024 im Landtag über den Nationalpark abgestimmt werden soll, dann wäre es gut, schon jetzt hart und fair über die angedachten Maßnahmen zu streiten.

Unangenehmes Déjà-vu?

Wir Angler sind gebrannte Kinder. Zu oft haben wir es erlebt, dass wir aus Gebieten verdrängt wurden, die wir vorher gehegt und gepflegt haben. Zu oft haben wir gesehen, dass in ansatzweise intakten Lebensräumen durch einen engstirnigen Naturschutz der Artenreichtum zurückging. Ein gutes Beispiel dafür sind immer wieder die Gewässer, die von sogenannten Naturschützern fischfrei gehalten werden, um die Amphibien zu schützen.

Und Was soll nun im Nationalpark Ostsee geschützt werden?

In der gesamten Präsentation des Umweltministeriums zur Auftaktveranstaltung Nationalpark Ostsee kommt tatsächlich nur ein einziges Mal das Wort Fisch vor, nämlich bei dem Begriff „fischfressender Arten wie Sterntaucher“. Die Frage muss daher erlaubt sein: geht es wieder nur um den Vogelschutz?? Sind Fische nur schützenswert, weil sie als Futter für ausufernde Kormoran- und Kegelrobbenbestände benötigt werden?

Da macht man es sich oftmals sehr einfach. Wir verordnen den Anglern und Fischern eine Nullnutzung, dann haben die Vögel genug zu fressen und alles wird gut. So einfach geht das aber nicht, wie wir am Beispiel des Kormorans sehen. Hier bringt weder Nullnutzung oder Komplettschutz für diese Vögel etwas für das Gesamtökosystem. Eine Änderung zum Besseren für viele Arten – auch einige unter Wasser – brächte nur ein vernünftiges Management. Wenn wir den Artenreichtum unter Wasser erhalten wollen, wäre das schon mal ein guter Ansatz.

Echte Probleme warten auf echte Lösungen

Wäre es nicht auch sinnvoll, die dringlichsten Aufgaben zuerst zu erledigen, bevor man über großflächige Nationalparks nachdenkt? Seit Jahren redet man von der Bergung großer Mengen von Munitionsresten aus der Ostsee. Wie weit ist man damit gekommen? Die ganz großen Probleme der Ostsee wie die fehlende Sauerstoffzufuhr durch das Skagerrak oder die klimabedingte Erwärmung des Wassers werden wir durch Nullnutzung und Betretungsverbote sicherlich auch nicht lösen können.

Wir Angler bekommen vor der Prüfung zum Fischereischein eine umfangreiche Ausbildung zu der Tier-, Natur- und Umweltschutzthemen gehören. Gewässer- und Fischkunde werden ebenso gelehrt und geprüft wie Gesetzeskunde. Wohl kaum eine Bevölkerungsgruppe begibt sich so gut ausgebildet an die Küsten wie unsere Angler. Tatsächlich sind oft wir es, die Vogel- und Fischsterben, Verunreinigungen und andere Fehlentwicklungen als erstes mitbekommen. Wir haben ein vitales Interesse an einer intakten Umwelt, an sauberen Küsten und sauberem Wasser. Dieses Potenzial sollte man nutzen.

Über Mittel der Fischereiabgabe, die zu allergrößten Teilen von Anglern gezahlt wird, werden zahlreiche Forschungsprojekte im Ostseeraum finanziert. Auch die Pinger in den Netzen der Berufsfischer zum Schweinswalschutz werden aus diesem Topf mitfinanziert.

Klare Ansage gegen Symbolpolitik und Pauschalverbote

Ja – wir angeln und entnehmen Fische. Wir achten und lieben unsere Küsten und die dort beheimateten Arten. Wie stände es wohl um die Bestände der Meerforelle, wenn nicht wir Angler uns so einsetzen würden?

Wenn man uns unser Tun verbieten will, dann sollte man das schon sehr genau und faktenbasiert begründen können. Wo schaden wir den angestrebten Schutzzielen denn genau? Mit ideologisch geprägten Pauschalverboten werden wir uns nicht zufriedengeben.

Es wäre gut, wenn man seitens der Planer des Nationalparks sehr rechtzeitig sagt, was konkret für uns Angler an der Ostsee passieren soll, dann kann man sich rechtzeitig miteinander auseinandersetzen.

Für sinnvolle Natur und Artenschutzmaßnahmen sind wir Angler immer zu begeistern. Alibiumweltschutz wollen wir nicht.

Peter Heldt – LSFV Präsident