Der Westenseewall – unnötig, aber unumgänglich

Seit 50 Jahren gab es eine Parkfläche am Westensee, die etwas versteckt und unauffällig am Waldrand lag. Etwa 20 Autos fanden darauf Platz. Über viele Jahrzehnte störte sich niemand daran. Die Anwohnerin, die sich nun über diese Parkfläche aufregte, kam erst viele Jahre später ins Spiel. Die Zufahrt zu diesem Platz sowie der weitere Weg zum Bootssteg und den Ferienhäusern wurde von den Hausbewohnern, den Anglern, den Seglern und auch von der Feuerwehr problemlos und einvernehmlich genutzt.

Der LSFV S-H ist schon seit langer Zeit Pächter dieses Seeteils und wurde Ende 2015 zusammen mit dem LJV Besitzer von 285 ha des Westensees vor Langnis. Natürlich brauchen wir einen Zugang und Parkflächen, damit unsere Mitglieder dieses Eigentum auch nutzen können. Nach dem Kauf dieser Seefläche veränderte sich einiges am See. An unserer Nutzung allerdings hat sich nichts geändert, aber die Besitzer des einzigen Wohnhauses in diesem großen Areal hatten nun plötzlich aus heiterem Himmel Probleme mit den parkenden Anglern. Die Angler waren angeblich zu laut und mussten weg vom Waldrand. 

… und plötzlich war da Lärm

Wir hatten daraufhin Lärmschutzgutachten erstellen lassen und anhand der daraus resultierenden Ergebnisse Verbesserungsvorschläge für die vorhandene Parkfläche gemacht. Konkrete Ideen unseres Verbandes, die parkenden Autos etwas weiter nach unten zu verschieben, die Zufahrt weit weg von dem Wohnhaus neu anzulegen oder die Parkfläche zu verkleinern, fanden keine Gegenliebe. Egal was wir vorschlugen – es war alles nicht richtig.

Lange vor diesem Streit, bei der Instandsetzung unseres Bootshafens im Jahr 2002, mussten wir die bestehende Zuwegung und die Parkfläche in die Planung und Genehmigung mit einbauen. Ein Bootssteg ohne Parkplatz und Zufahrt wäre nicht genehmigt worden. Seinerzeit gab es da keine Beanstandungen.

Bei den ersten Wirrungen des „Parkplatzproblems“ im Jahr 2017 hieß es dann plötzlich, dass die Zuwegung, die auch die Feuerwehr seit Jahrzehnten problemlos für Übungen und Einsätze nutzte, nicht mehr den Normen einer modernen Rettungszuwegung entsprechen würde.

Nun mussten wir, auch um unseren Bootssteg (in Amtsdeutsch- Sportboothafen) überhaupt weiter betreiben zu dürfen, eine neue Rettungszufahrt bauen. Genau genommen haben wir auf unsere Kosten der Feuerwehr Westensee damit einen ordnungsgemäßen Weg zum See ermöglicht. Das haben wir gerne getan, aber natürlich war es dann auch unser Wunsch, eine neue Parkfläche an die neue Zuwegung anzubinden. Alle von uns gemachten praktikablen Vorschläge wurden jedoch abgelehnt. Angeblich zu laut oder für die Unteren Naturschutzbehörde (UNB) aus vielerlei Gründen nicht genehmigungsfähig – immer wieder wurden unsere mit viel Aufwand erstellten Planungen verworfen. Bauzeichnungen landeten serienweise im Papierkorb. Unsere Vorstöße, Parkplätze ganz oben an der Straße oder beim Knick zu bauen, wurden ebenso nicht akzeptiert.

Der Blick vom Parkplatz auf den nur etwa 50 Meter entfernt liegenden See mitsamt der Steganlage.
Die Entfernung vom neuen Parkplatz zu den Angelbooten ist nun für jedermann zu bewältigen. Angesichts der geringen Größe der Parkfläche könnte es an beliebten Angeltagen aber durchaus eng werden am Westenseewall.

Auf der alten Fläche durften wir nicht mehr parken. Zwischenzeitlich parkten unsere Angler auf einer Fläche vor einer Scheune, die oberhalb der Straße liegt. Der ansässige Landwirt hatte uns das freundlicherweise auf seinem Grund und Boden erlaubt. Das wurde dann von anderer, uns schon bekannter Stelle ebenfalls moniert. Trecker durften dort stehen – Autos nicht. Die nächste eventuell mögliche Parkgelegenheit liegt bei der fast 1,5 km entfernten Jugendherberge – für ältere Angler nicht zumutbar. Wir konnten unseren Besitz über Jahre nicht vernünftig nutzen. Unsere Jugendarbeit, die ihr Zentrum am Westensee hat, lag brach.

Marathon- und Hindernislauf in einem

Die Planungen zum Thema Verlegung der Parkfläche am Westensee füllt mittlerweile Aktenschränke in unserer Geschäftsstelle. Wir haben unendlich viel Arbeit in diesem eigentlich völlig unnötigen Vorgang versenkt. Nach zahlreichen Begehungen und intensivem Austausch mit der UNB und der Baubehörde ergab sich am Ende für uns nur diese eine Möglichkeit, eine winzige Parkfläche für gerade mal elf Autos an genau dieser Stelle bauen zu dürfen. Es ist schier unglaublich, wie viele Auflagen man erfüllen muss, um so etwas ordnungsgemäß zu realisieren. Um den Lärmschutz zu gewährleisten, mussten wir auch ein weiteres teures Lärmschutzgutachten in Auftrag geben und aufgrund der Ergebnisse einen 38 Meter langen Lärmschutzwall bauen.  Dieses ganze Bauprojekt hat uns viel Geld, sehr viel Zeit und noch mehr Nerven gekostet. All die Energie und Mittel hätten wir lieber in unsere Jugendarbeit, unsere Umweltprojekte oder in unsere barrierefreien Angelplätze investiert.

Niemand hatte die Absicht eine Mauer zu bauen – wir schon gar nicht. All das und den unsäglichen Weg dahin hätten wir uns gerne gespart. Man hätte einfach alles so lassen können, wie es 50 Jahre lang gut funktioniert hat, aber das ging leider nicht.

Wer sich permanent über Lärm beschwert, von dem in den vielen Jahren zuvor nie eine Rede war und wer sich nicht in geringster Weise kompromissbereit zeigt, der muss sich am Ende des Tages nicht wundern, wenn dem Abhilfe geschaffen wird – und sei es mit einem Lärmschutzwall von 38 Meter Länge für maximal elf parkende Autos. Die Geister, die ich rief …

Peter Heldt
LSFV-Präsident

Neben dem Wohnhaus ragt der große Lärmschutzwall empor.
Die von den Behörden großzügig festgelegten Ausmaße des Walls sollten eine ausreichende Lärmschutz-Wirkung für die Anwohner sicherstellen.