Stand 11.05.2023

Mitteilung des Landessportfischerverband Schleswig-Holstein:

Ja zu mehr Schutz für die Ostsee – Nein zum Nationalpark Ostsee!

Auf der Jahreshauptversammlung des Landessportfischerverbandes Schleswig-Holstein (LSFV) am vergangenen Sonntag, den 07.05.2023, haben die Delegierten der Mitgliedsvereine des LSFV mit einem einstimmigen Abstimmungsergebnis zu der Position „Mehr Schutz für die Ostsee – JA! Nationalpark Ostsee – NEIN!“ klar Stellung bezogen.

Der LSFV-SH ist mit 321 Mitgliedsvereinen und deren über 42000 Mitglieder die zweitgrößte anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung des Landes. Für den LSFV steht fest, dass der Schutz der Ostsee eine der wichtigsten Aufgaben der Umweltpolitik und der Gesellschaft des Landes sein muss. Deshalb sieht der Verband auch die organisierten und nicht-organisierten Angler Schleswig-Holsteins in der Pflicht, ihren Teil zur Verbesserung der Situation der Ostsee beizutragen. Wo eine Übernutzung der Ressourcen stattfindet oder durch die Anwesenheit von Anglern ein Nachteil für schützenswerte Natur entsteht, ist der LSFV zu einem offenen Austausch und, im Rahmen seiner Befugnisse, auch zu Zugeständnissen bereit. Angler sind Nutzer und Schützer! Zur Passion Angelei gehört, dass sie in einer intakten Natur ausgelebt werden kann. Angler sind durchaus gewillt, sich zum Wohle der Natur einzuschränken. Beispiele finden sich überall an von Anglern bewirtschafteten Gewässern: freiwillig verschärfte Regeln in Bezug auf Fang- und Entnahmemöglichkeiten von Fischen, freiwillige Schutzzonen für Brutvögel, Amphibien und Fische, Lebensraumaufwertung von Seen und Fließgewässern … Dies sind nur einige der unzähligen Maßnahmen, die überall in Schleswig-Holstein von Anglern umgesetzt werden.

Die im LSFV-SH organisierten Vereine und das Präsidium begrüßen die aktuellen Bestrebungen des Landes, insbesondere des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein (MEKUN), mit dem Schutz der Ostsee voranzukommen. Insbesondere die Priorisierung der Bergung von Munitionsaltlasten findet bei den organisierten Anglern großen Anklang.

Nein zum Nationalpark ist eine Option

Um etwas für die Ostsee zu tun, hat die Regierung in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, die Option der Schaffung eines Nationalparks Ostsee (NPO) zu prüfen. Laut Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt kann ein NPO dafür sorgen, dass es der Ostsee zukünftig wieder besser geht[1]. Aus Sicht des LSFV, dem zweitgrößten Naturschutzverein des Landes, ist ein Nationalpark jedoch schlichtweg das falsche Instrument, um den Zustand der Ostsee und ihrer Bewohner maßgeblich zu verbessern. Gleichzeitig bringt ein Nationalpark in diesem Fall zu viele Nachteile für die gesamte Region mit sich. Der LSFV lehnt die Schaffung eines NPO daher entschieden ab.

Der kürzlich vom MEKUN gestartete Konsultationsprozess zum Vorhaben NPO soll ausdrücklich ergebnisoffen geführt werden. Auch in der am 10.05.2023 abgehaltenen Landtagsdebatte bekräftigten alle Parteien, teils mehrfach, dass der Konsultationsprozess ergebnisoffen ist – und dass ein Nein aus der Bevölkerung zum Nationalpark selbstverständlich zu einer Verhinderung des Projektes führen muss.

Unter diesem Gesichtspunkt ist ein begründetes Nein zum NPO eine Position, mit der sich der LSFV in keiner Weise aus der laufenden Debatte herausnimmt – das Gegenteil ist der Fall. Wie eine so deutliche Position zustande kommt, wird hier in aller Kürze ausgeführt.

Nationalpark ist keine Lösung für die Probleme der Ostsee

Wirkungslosigkeit – die echten Probleme der Ostsee (Nährstofffrachten und mangelnder Wasseraustausch mit dem Nordatlantik [2] sowie Schadstoffe/Altlasten und Klimawandel) werden durch den geplanten Nationalpark mit großflächigen Nullnutzungszonen nicht angegangen. Ohne diese Faktoren zu adressieren, werden Sauerstoffzehrung, tote Bereiche, Algenblüten, Fischsterben und ähnliche Phänomene nicht verschwinden. Somit kann durch den NPO keine signifikante Verbesserung des Ostseezustandes erzielt werden.

Mehr Einschränkungen werden folgen – sobald ein Nationalpark ausgewiesen ist, verliert das Land zahlreiche Befugnisse. Es kommen Bundes- und EU-Gesetze zum Tragen. Verschärfungen und neue Verbote sind jederzeit möglich[3], ohne dass eine lokale Mitsprache nötig wäre. Im Vorfeld durch das Land gemachte Zugeständnisse wie das Fortbestehen von Nutzungsoptionen für einzelne Gruppen (Segler, Spaziergänger, Schwimmer o. ä.) sind insofern relativ wertlos. Aussagen des MEKUN von heute können durch EU- und Bundesgesetze schon morgen ausgehebelt werden. Aktuell geführte Debatten legen nahe, dass der Anteil der Nullnutzungsflächen statt knapp über 50 % zukünftig durchaus 75 % und in einigen Jahren sogar 100 % betragen kann. Eine Nutzungsoption der Nationalparkflächen für die nächsten Generationen ist damit mehr als fraglich.

Das falsche Mittel – Das Konzept eines Nationalparks ist für Ökosysteme gedacht, die kaum oder nicht vom Menschen beeinflusst sind oder das Potenzial besitzen, sich in einen entsprechenden Zustand zu entwickeln[4]. Dies trifft an der Ostsee schon aufgrund der genannten externen Belastungsquellen nicht zu. Eine entsprechende Formulierung im Bundesnaturschutzgesetz soll verhindern, dass passiert, was nun an der Ostsee geplant ist: Ein hoher Schutzstatus wird für einen Lebensraum eingerichtet, der sich nicht entwickeln kann. Gleichzeitig kann die Ausweisung in vielen Fällen sogar lebensraumverbessernde Maßnahmen innerhalb der Nullnutzungszonen verhindern, da es sich dabei um menschliche Eingriffe handelt.

Positive Schutzeffekte ohne Nationalpark

Natürlich kann ein Nationalpark mit weitläufigem Ausschluss jeglicher menschlichen Einflussnahme positive Einflüsse auf die Natur haben. Beispielsweise kann eine geringe oder abwesende bodenberührende Nutzung lokal positive Effekte auf halbmobile / sessile Benthosgemeinschaften haben. Auch könnten Vogelarten mit besonders großen Fluchtdistanzen weniger Störung erfahren. Der Ansicht des LSFV nach sind diese positiven Effekte jedoch von lokalem Charakter und ebenso mit einer Anpassung des Schutzes durch die bisherigen Naturschutzgebiete, in denen der NPO ohnehin liegen würde, realisierbar.

Auf der anderen Seite gibt es etliche weitere Argumente, die für den LSFV aus ganz unterschiedlichen Perspektiven gegen einen Nationalpark Ostsee sprechen:

Da die Gebietskulisse des NPO fast ausschließlich in bestehenden Naturschutzgebieten liegt, werden die dortigen Schutzgüter wie beispielsweise Wasservögel oder Meeresgründe bereits geschützt. In vielen Fällen ist der Schutz durch Befahrungs- und Betretungsverbote schon maximal. Sollte dies nicht der Fall sein, geben die rechtlichen Rahmen der Vogel- und FFH-Schutzgebiete Möglichkeit, den Schutz zu verbessern. Oft jedoch sind die genannten Hauptprobleme der Ostsee schuld an schlechten Zuständen der Schutzgüter. Wo Angler durch Nutzungsanpassung/-Einschränkung an einem verbesserten Schutz von z. B. Tauchenten auf Rastplätzen mitwirken können, ist der LSFV offen für Gespräche.

Nicht mehr Fisch, nicht mehr Chancen

Entgegen der Darstellung aus dem MEKUN wird es durch weitläufige Nullnutzungszonen nicht zu einer Erholung von Fischbeständen kommen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass dies, zumal im Falle der Gebietskulisse, die im Raum steht, nahezu ausgeschlossen werden kann[5][6][7]. Somit sind auch keine positiven Effekte eines NPO für die bereits heute angeschlagene kommerzielle Fischerei auf der Ostsee zu erwarten. Ein Verlust der Fischerei würde einen Verlust der Versorgung mit nachhaltigen, lokal nachwachsenden Lebensmitteln bedeuten.

Die vom MEKUN prognostizierten enormen Chancen für Tourismus und Wirtschaft werden von Wirtschaftstreibenden überwiegend nicht gesehen. In betroffenen Gebieten gehen viele Unternehmen von einem großen wirtschaftlichen Schaden aus, den ein NPO verursachen würde[8][9]. Auch abseits der direkt betroffenen Region, beispielsweise in der Lübecker Bucht, werden von vielen Akteuren keine positiven, sondern tendenziell negative Effekte für die Regionalentwicklung befürchtet.

Eine Schließung weitläufiger Küstenabschnitte würde eine Verlagerung der Aktivitäten bedeuten. Eine Abwanderung des Tourismus, erhöhte Emissionen für Anfahrten und eine Ballung von Aktivitäten in den verbliebenen Flächen mit möglichen Spannungsfeldern zwischen Nutzern wären die Folgen.

Verlust der Naturverbundenheit

Abseits wirtschaftlicher Aspekte schafft ein Nationalpark potenziell auch gesellschaftliche Probleme. Ein Aussperren der Menschen führt zu einer Entfremdung von der Natur und dem, was schützenswert ist. Wenn Naturschätze in weiten Teilen nicht mehr erlebbar sind, sinkt die Akzeptanz, etwas für deren Schutz zu opfern. Junge Menschen entwickeln unter Umständen erst gar kein Gespür für das, was schützenswert ist. Eine solche Entwicklung würde mittelfristig dem Umweltschutz nur schaden. Die momentan zu beobachtende Haltung einiger Umwelt- und Naturschutzbewegungen sowie politischer Parteien, Menschen aus schützenswerter Natur zu verbannen, widerspricht der Auffassung des LSFV von gelebtem und erlebtem Naturschutz.

Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Argumente, die für den LSFV gegen einen Nationalpark Ostsee sprechen. Doch schon die anfangs genannte Wirkungslosigkeit, der Verlust der Zuständigkeit des Landes und der Nationalpark als grundsätzlich falsches Schutzmodell für die Ostsee sollten schon ausreichend sein, um die Position des LSFV und ein Nein als konstruktiven Beitrag zum Konsultationsprozess zu verstehen.

Schutzwirkung und Einschränkungen realistisch betrachten!

Wie dringlich es nötig ist, dem Vorhaben NPO entschieden entgegenzutreten, zeigt die Aussage von Katja Günther (Bündnis 90/Die Grünen, Staatssekretärin für Umwelt und Natur im MEKUN) in einem Gastbeitrag für das NABU-Magazin: „Für mich ist also nicht die Frage, ob ein Nationalpark Ostsee dem Naturschutz womöglich wenig bringt oder gar die Menschen in der Region einschränkt. Für mich ist die Frage, ob wir mit einem guten Nationalparkgesetz im Ostseeschutz ganz vorne sind, den Takt bestimmen und so den Zustand der Ostsee verbessern – und auch die wirtschaftlichen Chancen für die Menschen mitdenken!”[10] Der LSFV Präsident Peter Heldt sagt dazu: „Für mich ist es nicht wichtig, ob die Grünen mit einem „guten“ Nationalparkgesetz ganz vorne sind und den Takt bestimmen. Es darf keiner „guten“ Landespolitikerin und keinem Landespolitiker egal sein, ob sie oder er die Menschen in der Region einschränkt. Das gilt ganz besonders dann, wenn diese Einschränkung dem Erreichen des eigentlichen Ziels nichts nützen. Die eigentlichen Probleme der Ostsee werden nicht durch einen übergestülpten, teuren Nationalpark gelöst!“


[1] Aussage Minister Goldschmidt, Auftaktveranstaltung zum Konsultationsprozess NPO, 21.03.2023, Kiel

[2] https://www.umweltbundesamt.de/daten/wasser/ostsee/oekologischer-zustand-der-uebergangs#ergebnisse-der-zustandsbewertung

[3] https://www.t-online.de/region/hamburg/id_100168454/behoerde-greift-durch-neue-regelungen-fuers-kitesurfen-vor-sylt.html

[4] https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__24.html

[5] https://sustainablefisheries-uw.org/tuna-mpa-pipa/

[6] https://sustainablefisheries-uw.org/mpa-spillover-hawaii-tuna-medoff/

[7] https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmars.2022.1060943/full

[8] https://www.cdu-fehmarn.de/post/ja-zur-ostsee-nein-zum-nationalpark

[9] https://www.ln-online.de/lokales/ostholstein/nationalpark-ostsee-madsen-kritisiert-plaene-des-umweltministeriums

[10] https://schleswig-holstein.nabu.de/imperia/md/content/schleswigholstein/betrifftnatur/bn01-23.pdf

Die Bewegung, der Slogan und das Logo „Mehr Schutz für die Ostsee – JA! Nationalpark Ostsee – NEIN!“ entstanden aus einer Kooperation von Landessportfischerverband und einer Vereinigung unabhängiger Wassersportler. Das Logo darf im Rahmen einer Veröffentlichung dieser Mitteilung und im Sinne einer entsprechenden eigenen Positionierung von Unterstützern frei verwendet werden.

Hier gibt es unsere Mitteilung auch noch als PDF:


Stand 10.05.2023

Landtagsdebatte zum Nationalpark Ostsee

Am 10.05. fand im Schleswig-Holsteinischen Landtag eine Debatte über die Pläne zum Nationalpark Ostsee und den von der FDP eingebrachten Antrag statt.

Hier könnt ihr euch den Mitschnitt anschauen:

Das Bild zeigt eine Szene aus der Landtagsdebatte zum Nationalpark Ostsee im Landtag Schleswig-Holstein. Oliver Kumbartzky, Abgeordneter der FDP, ist im Bild am Rednerpult zu sehen.
Die Debatte über den Nationalpark Ostsee wurde von Oliver Kumbartzky (FDP) eröffnet.

Antrag der FDP im Landtag

Vor wenigen Tagen, am 25.04., trafen wir uns mit Oliver Kumbartzky von der FDP-Landtagsfraktion. Das eine Thema, das sowohl uns als auch den Sprecher der FDP für Umwelt, Landwirtschaft und Energie momentan am meisten beschäftigt, war schnell ausgemacht – der Nationalpark Ostsee. Wir waren positiv überrascht, als Herr Kumbartzky uns von einem fertigen Antrag für den Schleswig-Holsteinischen Landtag berichtete, der in den kommenden Tagen eingebracht werden sollte. Zentrale Aussage des Antrags: Der Schutz der Ostsee muss konsequent vorangetrieben werden. Jedoch, „Zusätzliche pauschale Einschränkungen für die Küsten- sowie die Angelfischerei und den Wassersport in Schleswig-Holstein lehnt der Landtag ab.“

Das bedeutet ein Nein zu den Plänen eines Nationalparks Ostsee. Es ist natürlich nicht davon auszugehen, dass der Landtag dieser Erklärung zustimmt. Doch womöglich löst die Diskussion um das Schreiben ein Hinterfragen der Pläne und Umdenken bei einigen Landespolitikern aus. Wir wollen es hoffen.

Hier die Pressemitteilung zum am 27.04. eingebrachten Antrag der FDP:

PM vom 28.04.2023

Oliver Kumbartzky: Mit pauschalen Verboten gelingt der Schutz der Ostsee nicht

Zur Debatte um die Einrichtung eines Nationalparks Ostsee und zum eingereichten Landtagsantrag der FDP-Fraktion (Drs. 20/961) erklärt der Parlamentarische Geschäftsführer und umweltpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Oliver Kumbartzky:

„Die Maßnahmen zum Schutz der Nordsee lassen sich nur bedingt mit denen der Ostsee vergleichen. Das Ostseegebiet umfasst viel mehr Akteure und vor allem auch viel größere Interessengruppen, die mitgenommen werden müssen. Pauschale Verbote sind daher keine Option, vielmehr muss es darum gehen, innerhalb der Nutzung zu schauen, an welchen Stellschrauben zum Schutz der Ostsee gedreht werden kann. Für uns ist beispielsweise keine Option, ganze Küstenabschnitte für den Tourismus zu sperren. Gleiches gilt für Angler, Fischer, Freizeitsportler und alle anderen Interessengruppen. Die jüngste Diskussion um die Krabbenfischerei an der Westküste hat gezeigt, dass ein Nationalpark ein Einfallstor für europäische Überregulierung sein kann.
Ich habe den Eindruck, dass nicht alle Beteiligten in der Koalition überzeugt sind von den starken Einschnitten, die der grüne Umweltminister Tobias Goldschmidt mit seinem Nationalpark plant. Erste Absetzbewegungen der CDU sind bereits öffentlich erkennbar. Denn auch die CDU merkt so langsam, dass die von den Grünen angezettelte Nationalpark-Diskussion die ganze Region verunsichert und von den eigentlich wichtigen Aufgaben ablenkt. Grüne Symbolpolitik rettet die Ostsee nicht. Umweltschutz geht nur mit den Menschen und nicht gegen sie. Uns ist wichtig, dass das Thema im Landtag diskutiert wird, nur so haben die Betroffenen die Möglichkeit, sich transparent zu informieren.“

Oliver Kumbartzky
FDP LAndtagsabgeordneter, Parlamentarischer Geschäftsführer,
Sprecher für Umwelt, Landwirtschaft, Jagd, Fischerei, Energie, Klimaschutz,Verbraucherschutz und Religion

Der Antrag der FDP-Fraktion zum verbesserten Schutz der Ostsee ohne weitere Einschränkungen:

Das Bild zeigt den ausgedruckten Antrag der FDP zum verbsserten Schutz der OSstee ohne weitere Nutzungseinschränkungen. Der Klick auf das Bild öffnet den Download der Datei.
Der Antrag der FDP dürfte vielen Ostsee-Nutzergruppen gefallen … ob er jedoch vom Landtag angenommen wird, ist mehr als fraglich. Der Klick auf das Bild lädt das Dokument.


Stand 26.04.2023

Gemeinsame Informationsplattform über den Nationalpark Ostsee

Das Bild zeigt einen Screenshot der Seite www.nationalpark-ostsee.de - der Klick auf das Bild führt zur Seite.

Wir haben uns mit dem Betreiber der Webseite nationalpark-ostsee.de zusammengeschlossen und werden dort mitarbeiten, um Positionen, Informationen und Entwicklungen zu veröffentlichen. Auf dieser Webseite sollen alle Infos rund um den Nationalpark zusammenlaufen und auch verschiedene Sichtweisen Platz haben.

Im Kern setzt sich die Seite jedoch auch kritisch mit dem Thema Nationalpark Ostsee auseinander. Sie dient als Koordinierungsstelle für die zur Zeit laufende Petition der Wassersportler und könnte ebenso eine noch größere, weitreichendere Petition als Plattform dienen. Der Betreiber der Seite, Jochen Czwalina, selbst ist begeisterter Wassersportler und CEO einer Kite-Firma auf Fehmarn – seine Motivation ist also mehr als nachvollziehbar.

Wir werden auch dort aktuelle Informationen einpflegen, speichert euch diese Seite also unter den Favoriten ab und haltet euch dort auf dem Laufenden! Über besonders für Angler interessante Neuigkeiten in Sachen Nationalpark Ostsee werden wir hier auf unserer Homepage auch weiterhin berichten.


Stand 24.03.2023

Nationalpark Ostsee – Worum geht es?

Seit spätestens dem gestrigen 21.03. herrscht große Aufregung unter den Schleswig-Holsteins Anglern – der Nationalpark Ostsee soll kommen! Was bedeutet das für die Angelei? Sind die plakativ markierten Bereiche gleichzusetzen mit Angelverboten? Oder ist gar das Angeln im Nationalpark Ostsee gar nicht von Verboten berührt?

Der Nationalpark Ostsee ist eines der Prestigeprojekte, des Umweltministeriums. Für Umweltminister Goldschmidt ist es eines der wichtigsten Vorhaben seiner Amtszeit. Am 21.03. präsentierte er die möglichen Gebiete für den geplanten Nationalpark. Die dort abgehaltene Präsentation ist unter diesem LINK einsehbar. Dort werden unter anderem die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten in den angedachten Zonen erklärt.

Die Abbildung gibt Aufschluss darüber, dass nur in der Zone mit der Geringsten Schutzklasse das Angeln im Nationalpark Ostsee dauerhaft noch erlaubt wäre.
Unterm Strich wäre eine dauerhafte das Angeln im Nationalpark Ostsee nur in der sogenannten Pflegezone, der schwächsten Schutzzone möglich. Wo diese Zonen liegen werden, ist noch völlig unklar – ebenso wie die letztendliche Ausdehnung des Nationalparks.

Unterm Strich wäre eine dauerhafte anglerische Nutzung nur in der sogenannten Pflegezone, der schwächsten Schutzzone möglich. Wo diese Zonen liegen werden, ist noch völlig unklar – ebenso wie die letztendliche Ausdehnung des Nationalparks. Es ist jedoch jetzt schon abzusehen, dass 50 Prozent der späteren Nationalparksfläche zur Nullnutzungszone gehören sollen, das wäre, je nach Ausdehnung des Parks, ein heftiger Einschnitt in die Nutzung der Ostsee.

Die eingezeichneten Flächen und das Angeln im Nationalpark Ostsee

Wichtig für alle Angler ist zu wissen: die dargestellten Flächen zeigen den möglichen Raum, in dem der Park liegen kann – das heißt nicht, dass der Nationalpark letztendlich die gesamte markierte Fläche ausmachen wird – es ist sozusagen die Maximalfläche. Es bleibt also abzuwarten, wie viel der angepeilten zirka 160.000 ha letztlich wirklich Nationalpark werden – und welcher Zone welche Bereiche zugeordnet werden.

In einer eigens angefertigten Präsentation des MEKUN (Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur) ist genau erläutert, wie die Gebietskulisse aussieht. Hier wird auch erwähnt, welche Schutzgüter in den einzeln markierten Abschnitten geschützt werden sollen.

Der Klick auf Abbildung des MEKUN öffnet die Präsentation zur Gebietskulisse des Nationalparks Ostsee.

Wir hatten zu dem Thema Angeln im Nationalpark Ostsee bereits gute Gespräche mit Landwirtschaftsminister Werner Schwarz. Dabei wurde deutlich, dass es durchaus Folgen für Fischerei und Angelei geben kann – wir als Landesverband also gefordert sein werden, Allianzen zu schmieden und für unsere und die Interessen aller Angler einzutreten. Genau das werden wir tun! Wir stehen im engen Austausch mit der Fischereibehörde und politischen Parteien, die unsere Arbeit an Gewässern schätzen, unseren Einfluss auf die Natur richtig einordnen und uns in unseren Belangen unterstützen.

Schulterschlüsse sind gefragt

Wir werden überall mit Konsequenz für sinnvolle Regelungen statt symbolpolitischer Einfälle argumentieren und wenn nötig streiten. Jetzt liegt es an uns Anglern und allen anderen Nutzern, zusammen zu stehen und für unsere Rechte einzutreten.

Wir sind diejenigen, die bei Wind und Wetter draußen an der Küste und auf dem Wasser sind. Wir wissen, wann die Eiderente auf den Muschelfeldern frisst, wir sind diejenigen, die den Schweinswalen bei der Jagd zusehen und wir sind es, die Müll mit vom Strand mitnehmen um in einer intakten, gesunden Umgebung unserer Passion nachzugehen. Ja, wir nutzen – aber immer in Verbindung mit Umsicht und Schutz dessen, was wir lieben. Das werden wir deutlich machen.

Visionen der grünen Umweltpolitik

Dass der Umweltminister sich „einen echten Aktivitätsschub“ und „enorme Chancen für den Tourismus und die Wirtschaft“ an der Ostküste erhofft, lässt erahnen, dass die Rolle des Angeltourismus und anderer Wassersportarten entweder unterschätzt wird – oder, was erfreulich wäre, dass Angler und Wassersportler von den Schutzregelungen des Nationalparks kaum betroffen sein sollen. In jedem Falle dürfte es beispielsweise bei Anbietern von Ferienunterkünften zu keiner großen Begeisterung führen, wenn der Strände vor deren Haustür plötzlich nicht mehr betreten werden dürfte. Wir Angler zum Beispiel sorgen in der Küstenregion vor allem außerhalb der Hauptsaison für gebuchte Hotels an Meerforellen- und Plattfischstränden.

Welchen positiven Effekt sich das Ministerium von dem Schutz im Nationalpark für die Ostsee erhofft, wurde am 21.03. ebenfalls erörtert: Es solle unserem flachen Randmeer „zukünftig wieder besser gehen“. Da jedoch vor allem fehlender Wasseraustausch und eine dauerhafte, nicht stoppende Nährstoffbelastung das große Problem der Ostsee darstellen, ist es fraglich, was eine Nullnutzung weiter Bereiche der Ostsee bringen wird. Auch die seit Jahren bekannte Gefährdung der Ostsee durch Munitionsreste dürfte für eine bessere Zukunft der Ostsee eine zentrale Rolle spielen. Vielleicht ließen sich Gelder, die jetzt für umfangreiche Planungs- und Abspracheprozesse ausgegeben werden, bei der Bergung von Munitionsaltlasten mitunter sinnvoller ausgeben.

Das soll nun aber nicht bedeuten, dass wir gegen die Schaffung eines Nationalparks sind – wir fordern dabei allerdings, dass anhand belastbarer Daten und auch mit Augenmaß in Hinblick auf die Nutzer – alle Nutzer – Entscheidungen getroffen werden.

Die Kehrseite einer Null-Kontakt-Politik

Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass es ein Fehler ist, Menschen von Naturschätzen allzu sehr fern zu halten. Nullnutzungs- und Null-Betretungszonen bedeuten, dass die Nähe zum Erlebnis Natur verloren geht, dass Menschen in einigen Jahren vergessen haben, was dort eigentlich geschützt werden soll. Gerade junge Generationen profitieren enorm davon, Natur hautnah zu erleben – werden die Menschen ausgesperrt, distanzieren sie sich – junge Menschen entwickeln hingegen vielleicht erst gar kein Gespür für schützenswerte Naturschätze. Dies führt auf lange Sicht zu einem kompletten Kontaktverlust unserer Gesellschaft zur Natur. Wir sind der Meinung: nur, was wir kennen, was wir mit unseren Sinnen erleben, können wir auch mit ganzem Herzen schützen. So machen wir es zum Beispiel mit der Meerforelle seit Jahrzehnten. Niemand sonst steckt so viel ehrenamtliche Arbeit in den Schutz einer Art, wie wir Angler im Falle der Meerforelle.

Wo es nötig ist und dem Schutz seltener Arten nützt, unterstützen wir natürlich Betretungs- und Nutzungsverbote – wie sie beispielsweise jetzt schon in zahlreichen Vogelschutzgebieten bestehen. Bei unseren dänischen Nachbarn werden diese Betretungsverbote übrigens größtenteils an der Brutzeit festgemacht, außerhalb dieser Periode dürfen diese Strände und Flächen durchaus betreten und die Natur erlebt werden.

Das Gleichgewicht zwischen Natur-Erlebnisräumen – mit Nutzung – und absoluten Schutzräumen muss gewahrt bleiben: im Sinne der Natur, zu der auch wir Angler am Wasser uns zählen.

Wir bleiben an diesem Thema dran, werden Allianzen schmieden und Gespräche führen – und natürlich halten wir euch auf dem Laufenden!