Der LSFV ist bekanntlich der Dachverband der Angelvereine im Lande S-H. Wir kümmern uns um unsere Gewässer, gesunde Fischbestände und gute Angelmöglichkeiten für unsere Mitglieder, haben auch eine soziale Aufgabe zu erfüllen. Menschen aller Altersklassen bilden unsere Vereine, darunter natürlich auch Rollstuhlfahrer, gehörlose oder blinde Anglerinnen und Angler. Sie alle haben ein Recht auf Zugänge zu den Angelrevieren. Daher haben wir schon vor langer Zeit mit dem Bau von barrierefreien Angelplätzen begonnen. Bereits um 2001 entstanden die ersten LSFV-Plätze am NOK und am Gieselaukanal. Vereine in Nordfriesland ergriffen seinerzeit ebenfalls erste Initiativen. Allerdings bastelte jeder für sich an solchen Projekten herum. 2015 begannen wir dann mit der LSFV-Konzeptstudie, um ein effektives, flächendeckendes und gut durchdachtes Netz an barrierefreien Angelplätzen aufzubauen. Sabine Hübner hat dieses Projekt maßgeblich für uns vorangetrieben und 2018 eine Konzeptstudie fertiggestellt.

Sage und schreibe 650 mögliche Stellen wurden auf Erreichbarkeit geprüft. Die aussichtsreichsten 380 Stellen wurden weiter untersucht. Am Ende dieser aufwendigen Vorauswahl stellten sich 78 Orte als besonders geeignet heraus. Es ging unter anderem um die Zuwegung zu den Angelplattformen, die nicht zu viel Gefälle haben darf. Es ging um die Parkmöglichkeiten und die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Es ging um den Höhenunterschied zwischen Angelplatz und Wasseroberfläche. Das Geländer muss so beschaffen sein, dass z.B. auch ein Rollstuhlfahrer im Sitzen seinen Fang entnehmen kann. Es gab zahlreiche Details zu klären und es galt nach der Vorauswahl erforderliche Genehmigungen einzuholen. Wir bauen solche Plätze schließlich in empfindlichen Naturräumen. Das zieht viel Bürokratie nach sich.

Nach der langen Planungsphase sind nun in Lübeck Plätze an der Wakenitz beim Drägerpark, an der Falkenstraße und unter der Wallbrechtbrücke fertig. Am Möllner Schulsee und in Krummesse am ELK wurden die Arbeiten ebenfalls erfolgreich abgeschlossen. Aber auch an zahlreichen anderen Orten sind Plätze in Arbeit oder sogar schon fertig, so am Rensinger See oder in Kolkerheide. Weiter geht es dann am ELK in Kronsforde, in Oldenburg i.H. am Priestersee, in Brunsbüttel an der großen Braake, am Bredstedter Mühlenteich und in Friedrichsstadt am Westersielzug. Auch in Mittelholstein, an der Eider-Treene-Sorge-Niederung und am Niehuuser See an der dänischen Grenze, sind die Planungen in Arbeit. Es geht voran mit dem Projekt! So macht das nach langer Zeit der Vorarbeit Freude!

Das alles geht aber nur mit großem finanziellen Aufwand und sehr viel Arbeit. Dazu braucht man gute Leute innerhalb unseres Verbandes, in den Kreisverbänden und Angelvereinen, bei den Ministerien und anderen Landes-, Kreis- und Kommunalbehörden. Bei den  bundeseigenen Kanälen gibt es ein gutes Zusammenspiel mit den zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltungen.

Am 4. Juni 2020 habe ich mir nun die ersten Ergebnisse im südlichen Landesteil angesehen. Die Plätze sind nicht nur barrierefrei, sondern auch landschaftlich sehr schön gelegen und fängige Angelplätze. Ein großer Dank geht an Sabine Hübner. Das war erstklassige Arbeit!

Bei uns in der Geschäftsstelle haben  insbesondere Susanne Schramm, Geschäftsführer Dieter Bohn, und Biologe Rüdiger Neukamm mitgewirkt. Es freut mich besonders, dass Dieter Bohn kurz vor seinem Rentenantritt noch diese Früchte seiner Arbeit sehen kann. Aus Lübeck möchte ich da den Kreisverbandsvorsitzenden Andreas Weber und Manfred Kautzsch von den Wakenitz-Anglern nennen. Annette Strümpf-Czieschnek von Lübeck Port Authority hat mit dem Team die Plätze gebaut. Ohne die Untere Naturschutzbehörde und die Stadt Lübeck -Abteilung Stadtgrün und Verkehr- wäre es nichts geworden. In Mölln bedanke ich mich besonders beim Vorsitzenden der Möllner Sportfischer Dirck Müller.

Gefördert werden große Teile der Baukosten aus dem Fonds für Barrierefreiheit des Landes  Schleswig-Holstein, der 2019 ins Leben gerufen wurde. Jahrelange große Unterstützung erhalten wir aus der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein und von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Oberen und der Obersten Fischereibehörde. Unterstützt wurden wir ebenfalls durch einen Förderpreis der Sparda Bank Hamburg, den wir im letzten Jahr erhielten.

Wir werden jetzt nach und nach die Plätze an den geeigneten Stellen bauen. Wir müssen immer wieder schauen, wer uns weiter finanziell unterstützt und wie weit wir als Angler die Eigenanteile und die unterstützende Arbeit vor Ort leisten können. Der Traum von einem ganzen Netz solcher barrierefreien Angelplätze besteht weiter. Gerade im südlichen Landesteil sind wir ein ganzes Stück vorangekommen. Dort verfügen wir nun über ein erstes regionales Netz, das auch für Urlauber interessant ist. Ab Oktober 2020, mit dem weiteren ELK-Platz in Kronsforde, haben Angler und Anglerinnen an sechs Orten und drei unterschiedlichen Gewässern die Möglichkeit, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Die Angelplätze in Krempe und am Rensinger See begründen ein weiteres kleines Netz rund um den bestehenden in Kudensee, ergänzt um einen neuen im Herbst an der Großen Braake in Brunsbüttel.

Profitieren werden nicht nur Rollstuhlfahrer. Auch viele ältere Anglerinnen und Angler, die vielleicht nicht mehr so geländegängig sind wie früher, werden ihre Freude an diesen Plätzen haben und Entspannung in der Natur finden. Ich wünsche viel Petri Heil an den neuen Plätzen.

Peter Heldt, Präsident LSFV SH e.V.