Am 31. Mai endet die landesweite Zanderschonzeit. Für viele Raubfischangler geht das Angeljahr dann richtig los. Der Zander ist unverändert eine der populärsten Fischarten der Freizeitfischer. Zu einem wesentlichen Teil wird dies seiner guten Küchentauglichkeit zuzuschreiben sein. Hervorragende Fangaussichten bestehen insbesondere im Nord-Ostsee-Kanal (NOK), der in Fachkreisen zu den besten Zandergewässern Deutschlands zählt. Die Bestandsdichte in dem Pachtgewässer des Landessportfischerverbands (LSFV) Schleswig-Holstein ist seit einigen Jahren auf hohem Niveau stabil. Hierauf deuten zumindest die Ergebnisse des Schleppnetzmonitorings hin, das von der Hegegemeinschaft Gewässersystem NOK seit 2008 regelmäßig im Bereich der Rendsburger Seen durchgeführt wird. 2018 war der Zander nun bereits zum dritten Mal in Folge die häufigste Fischart im Fang. An den sechs Befischungstagen wurden insgesamt 10.696 Tiere mit einem Gesamtgewicht von 908 Kilogramm gefangen. In 2017 waren es sogar 13.130 Zander, die zusammen 1.189 Kilogramm gewogen haben. Überwiegend handelte es sich dabei um junge Tiere der Altersklassen 0 und I, doch es wurden auch hinreichend große Tiere gefangen, so dass insgesamt von einer sehr guten Bestandsstruktur gesprochen werden kann.

Der anhaltend gute Zustand des Zanderbestands spiegelt sich auch in den Fängen der Anglerinnen und Angler wieder. Zwischen 2014 und 2018 wurden jeweils Erträge zwischen sechs und acht Tonnen aus dem NOK gemeldet. Da allerdings bislang nur etwa ein Drittel der Angler überhaupt Fangmeldungen abgeben, kann es durchaus sein, dass die tatsächliche Fangmenge deutlich höher ist. Auch wenn der aktuelle Zanderbestand gut ist, gibt es dennoch „Luft nach oben“. Um die Jahrtausendwende waren die Fangerträge des Zanders noch höher. 1996 beispielsweise wurde der Fang von 11.097 Tieren mit einem Gesamtgewicht von 13.081 Kilogramm gemeldet.
Welche Faktoren damals die außergewöhnliche Entwicklung des Zanderbestandes begünstigt haben, ist leider nicht bekannt. Wir wissen aber, dass der durchschnittliche Salzgehalt im NOK seinerzeit anhaltend hoch war. Zudem kamen Stinte, Sandgrundeln, Strandgrundeln und insbesondere Schwebgarnelen deutlich häufiger vor als in den vergangenen Jahren. Bezüglich des Salzgehalts nähern wir uns in den letzten Jahren den damaligen Verhältnissen wieder an. Vielleicht nimmt auch die Anzahl der Stinte und Schwebgarnelen wieder zu. Größere Schwärme der letzteren waren dieses Frühjahr bereits im Bereich Landwehr und am Ufer des Flemhuder Sees zu beobachten. Die heimischen Grundeln hingegen haben seit Einwanderung und anschließender Massenvermehrung der Schwarzmundgrundel eine eher schlechte Prognose. Obwohl die Schwarzmundgrundel nachweislich gerne vom Zander gefressen wird, kann es natürlich sein, dass Stinte, Schwebgarnelen und die heimischen Grundeln im Zusammenspiel eine noch bessere Nahrungsquelle insbesondere für die jungen Zander dargestellt haben. Die größeren Tiere fraßen damals wie heute ohnehin bevorzugt Heringe und, naja, eben Zander. Der Kannibalismus ist bei den Kanalzandern stark ausgeprägt und spielt sicher eine große Rolle bei der Bestandsregulierung.
Eine alternative Theorie ist, dass die aktuelle Bestandsgröße des Zanders durchaus wieder vergleichbare Erträge ermöglichen würde, es aber schwerer geworden ist, welche zu fangen, da die Schwarzmundgrundel besonders zur warmen Jahreszeit in allen Größen verfügbar ist und die Zander daher einfach schneller und häufiger satt sind.
Da wir weder auf den Salzgehalt im NOK noch auf das Vorkommen der Nahrungsorganismen oder den Kannibalismus des Zanders Einfluss haben bleiben uns bezüglich des Bestandsmanagements wenig Möglichkeiten. Ein behutsamer Umgang mit dem Bestand ist auf jeden Fall ratsam. Da sich die bestehenden Maßnahmen nun mittlerweile seit Jahren gut bewährt zu haben scheinen bestehen seitens des LSFV keine Pläne für eine Veränderung. Das heißt, die bestehende Tagesfangbegrenzung von drei Tieren und die um einen Monat verlängerte Schonzeit vom 1. März bis zum 31. Mai bleiben bestehen, der zum Teil kritisierte Einsatz von Kunstködern ist weiterhin erlaubt. Auf diese Weise hoffen wir, anhaltend möglichst hohe Erträge zu ermöglichen und zugleich die Nachhaltigkeit der Bewirtschaftung der Zander sicherzustellen.
Erwähnt sei noch, dass 2018 der Aalertrag endlich einmal wieder gestiegen ist. Die absolute Fangmenge war mit bisher gemeldeten 5.156 Stück beziehungsweise 1.894 Kilogramm zwar noch gering, aber es besteht die Hoffnung, dass die seit 2006 durchgeführten Besatzmaßnahmen zu einer Bestandsstabilisierung geführt haben. Vielleicht haben aufgrund des anhaltend guten Wetters im letzten Sommer aber auch einfach mehr Angler die lauen Nächte zum Aalangeln genutzt.
Butt wurde 2018 gut gefangen. Mit 4.550 Exemplaren, die ein Gesamtgewicht von 1.381 Kilogramm hatten, wurde das beste Ergebnis seit 2004 erzielt. Überdurchschnittlich hoch waren außerdem die Erträge von Dorsch und Flussbarsch. Hering und Brassen wurden weniger als in den Vorjahren gefangen.
Für Fragen und Hinweise zur Fischerei im NOK stehen Ihnen unsere LSFV-Fischereibiologen Dr. Mattias Hempel und Rüdiger Neukamm zur Verfügung.
Erlaubnisscheine für den Nord-Ostsee-Kanal bekommt man in der LSFV-Geschäftsstelle, Papenkamp 52, 24114 Kiel, in den meisten Angelläden entlang des Kanals oder ganz einfach jederzeit im Internet unter https://erlaubnisschein.lsfv-sh.de/gewaesser/12543-nord-ostsee-kanal oder https://www.hejfish.com/d/12543
Ausführliche Angaben zu den Fangerträgen im Nord-Ostsee-Kanal für den Zeitraum von 1984 bis 2018 finden sich bei Czerny, D. (2019): Fangerträge der Angler im Nord-Ostsee-Kanal, Stand 05.2019, Preetz.