Gemäß der bestehenden wasserrechtlichen Genehmigung darf das Pumpspeicherwerk des Energieversorgers Vattenfall in Geesthacht bis zu 140 m3 Wasser pro Sekunde aus der Elbe entnehmen. Bei niedrigen Wasserständen ist das fast die Hälfte des Gesamtabflusses. Die tatsächlich entnommenen Wassermengen variieren allerdings sehr stark, und das pro Füllung des Speicherbeckens benötigte Gesamtvolumen ist schon durch dessen Größe begrenzt. Das Becken fasst ca. drei Millionen Kubikmeter Arbeitswasser. Trotzdem ist es offenkundig, dass mit dem Betrieb des Pumpspeicherwerkes eine erhebliche Gefahr für die lokalen Fischbestände verbunden sein kann.

Spezielle Einrichtungen für den Fischschutz gibt es nicht, nur ein Grobrechen mit einer lichten Weite von 85 mm zum Schutz vor Treibgut und Eisgang ist vor den Entnahmeschächten installiert. Vattenfall selbst hat in den Jahren 2012 und 2013 umfangreiche Untersuchungen zur Gefährdung der Fischfauna durchführen lassen, die Ergebnisse der Studie sind aber nicht unumstritten. Einer der Kritikpunkte war, dass insbesondere das Aufkommen von kleinen Fischen im Bereich des Pumpspeicherkraftwerkes nicht ausreichend erfasst wurde.

Aufgabe unserer aus der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein geförderten Untersuchung war daher auch die Einschätzung der Situation am Pumpspeicherkraftwerk in Bezug auf die frühen Lebensstadien. Von Mitte März bis Anfang August haben wir 2019 wöchentlich Befischungen zur Erfassung des Fischlarvenaufkommens im betreffenden Bereich bei Stromkilometer 582 durchgeführt. Verwendet wurden sehr feinmaschige Ringnetze mit einer Maschenweite von 780 µm, die in verschiedenen Wassertiefen und in drei unterschiedlichen Abständen zum Ufer jeweils tagsüber und nachts eingesetzt wurden. Zur Bestimmung des gefilterten Volumens ist ein Strömungsmesser in der Öffnungsmitte angebracht. Ergänzt wurden die Befischungen durch den Einsatz eines kleinen Zugnetzes und eines speziellen Keschers im flachen Uferbereich.

Über den gesamten Untersuchungszeitraum wurden 22 Fischarten und eine Neunaugenart erfasst. Am häufigsten waren Fischlarven der Arten Zander und Ukelei. Ebenfalls mit hohen Individuenzahlen wurden Brassen, Flussbarsche, Schwarzmundgrundeln, Gründlinge, Weissflossengründlinge, Alande, Güstern und Kaulbarsche nachgewiesen. Die höchsten in einem einzelnen Ringnetz- oder Zugnetzhol erfassten Fischdichten lagen bei ca. 180 Individuen je 100 m3 Elbwasser. Bei den Kescherhols im unmittelbaren Uferbereich waren es bis zu ca. 1.344 Individuen je 100 m3.

Die erlangten Erkenntnisse deuten in Bezug auf den Betrieb des Pumpspeicherkraftwerkes Geesthacht besonders auf eine Gefährdung der frühen Entwicklungsstadien von Barschartigen (insbesondere Zander) etwa von Mitte April bis Mitte Mai hin. Bei einer häufig durchgeführten vollständigen Füllung des Speichersees könnten in dieser Jahreszeit erhebliche Mengen von Fischlarven vernichtet werden. Dies könnte beispielsweise beim Zander auch zu fischereilichen Ausfällen führen.

Nach den Untersuchungen zur möglichen Gefährdung späterer Lebensstadien der Fischarten in Bezug auf den Kraftwerksbetrieb 2012 und 2013 fand eine Einigung mit dem Betreiber auf einen eingeschränkten Betrieb im Spätsommer statt. Dadurch sollen insbesondere die zu dieser Jahreszeit sehr häufig im Bereich auftretenden jungen Ukelei geschützt werden. Nach den Ergebnissen unserer Untersuchung wäre es nun zu überlegen, zukünftig zusätzlich auch im April und Mai die Wasserentnahmen auf das Nötigste zu reduzieren. Auf diese Weise könnten die dann in großer Zahl auftretenden Zanderlarven effektiv geschützt werden.

Der ausführliche Bericht zu unserer 2019 durchgeführten Untersuchung ist auf der Internetseite des Landes verfügbar:

Der ausführliche Bericht zu unserer 2019 durchgeführten Untersuchung ist auf einer Internetseite des Landes verfügbar.