nun hat bei uns in Schleswig Holstein die Urlaubssaison begonnen. Auch diese eigentlich schöne Zeit fühlt sich im Corona-Jahr irgendwie merkwürdig an. Unsere Kinder waren seit März kaum in den Schulen und haben jetzt trotzdem Sommerferien. Viele von uns mussten aus dem Homeoffice oder mit angezogener Handbremse arbeiten. Viele waren in Kurzarbeit und Personen in systemrelevanten Berufen wurden doppelt so hart gefordert. Wir können nicht wie gewohnt alle unsere Traumziele uneingeschränkt bereisen und auch für die Gäste, die jetzt in unser schönes Bundesland kommen, ist nicht alles so wie sonst. Ich wünsche allen LSFV-Mitgliedern ein paar erholsame Tage in dieser chaotischen Zeit und hoffe, dass alle Angelgäste, die hier bei uns Urlaub machen, Freude und Entspannung an unseren LSFV-Gewässern und an den Küsten finden.

Die Grundbedingungen dafür sind gut. Wir vom LSFV haben trotz der Corona-Krise weiter an unseren Projekten gearbeitet. Auch wenn alles ganz anders lief wie ursprünglich geplant konnte von Stillstand keine Rede sein. Natürlich hat es uns geschmerzt, die großen Jugendveranstaltungen für 2020 abzusagen, die immer ein Höhepunkt in unserem Veranstaltungskalender sind. Auch bei den Senioren mussten Gemeinschaftsangeln und Kutterfahrten gestrichen werden. Unsere Aktion „Hundert Kilometer klare Kante“ zur Reinigung des NOK-Ufers und das Gewässerwarteseminar fallen Corona-bedingt weg. Den Vereinen, die Westensee-Wochenenden bei uns gebucht hatten, mussten wir schweren Herzens absagen. Alles das hat uns seit März viel Kopfzerbrechen bereitet.

Wir haben als Veranstalter eine Verantwortung für unsere Teilnehmer. Nicht überall an und auf den Gewässern können wir die nötigen hygienischen Voraussetzungen gewährleisten. Auch um hohe Stornierungskosten zu vermeiden muss man dann irgendwann einen harten Strich ziehen.

Die wichtigen Jahreshauptversammlungen fielen bei zahlreichen Vereinen und Kreisverbänden aus. Auch die LSFV-JHV im Mai mussten wir absagen. Das ist die einzige Veranstaltung, bei der wir überlegen, wann und wo wir sie noch in diesem Jahr nachholen. Wir haben wichtige Beschlüsse zu fassen. Dazu brauchen wir einen großen Saal, um die durchschnittlich 120 Delegierten mit ausreichend Abstand unterzubringen. Viele Experten sagen für Herbst und Winter ein witterungsbedingt höheres Infektionsrisiko voraus. Daher überlegen wir momentan, ob es nicht klug wäre, die JHV im Spätsommer durchzuführen. Ins Auge gefasst haben wir den 30. August. Unser Jahresberichtsheft ist seit dem April fertig. Der Jahresabschluss 2019 und der Haushaltskostenvorschlag liegen vor, genau wie einige Anträge an die JHV. Wir stehen also in den Startlöchern und werden euch sofort informieren, wenn feststeht, ob und wo wir die JHV 2020 durchführen können.

Auch wenn Veranstaltungen wegfielen haben wir im ersten Halbjahr viel bewegt. Acht barrierefreie Angelplätze wurden fertiggestellt, drei weitere sind aktuell im Bau (siehe dazu auch den Bericht auf unserer Internetseite von Anfang Juni).

Unser Geschäftsführer Dr. Dieter Bohn hat im Moment Urlaub und geht danach in den wohlverdienten Ruhestand. Viele seiner Aufgaben im Gewässerbereich wird nun Dr. Mattias Hempel übernehmen, den wir dafür schon länger eingearbeitet haben. Trotzdem ist diese Übergangszeit spannend. Ebenso verhält es sich bei der Fischereiberatung. Nachdem sein Start durch eine ernsthafte Corona-Erkrankung verzögert wurde, hat nun seit einigen Wochen Marius Behrens die Nachfolge von Martin Purps angetreten. In diesem heißen Vorsommer gab es erste Fischsterben, und so hatte der neue Fischereiberater gleich alle Hände voll zu tun, um die betroffenen Vereine zu unterstützen.

Die Biologen haben in den letzten Wochen einige Fischbestandserhebungen durchgeführt, so z.B. an der Haaler Au und am Elbe-Lübeck-Kanal. In Langwedel waren unsere Experten mit der Vermehrung von Schlammpeitzgern beschäftigt, und die Fische laichen derzeit in speziellen Becken. Die ersten Larven dieser seltenen Art schwimmen in unseren Brutrinnen im Fischkeller, um später auf geeignete Gewässer verteilt zu werden. Die Karpfen in Langwedel haben gelaicht in den eigens dafür präparierten Teichen. Die Wetterbedingungen waren optimal, und wir hoffen auf eine gute Ernte im Herbst, damit wir damit die LSFV-Gewässer besetzen können. Derzeit arbeiten in Langwedel zwei FÖJ-Kräfte. Paul aus Dresden ist für einige Wochen zu uns gestoßen, da bei seiner eigentlichen Einsatzstelle Corona-bedingt nichts zu tun war. Bei uns gibt es immer genügend spannende Aufgaben, und unser FÖJ-Team hat tatkräftige und gute Arbeit geleistet.

Wir Angler kennen das: es gibt Mitbürger, die sind uns nicht wohlgesonnen. Am Westensee hatte sich eine Anwohnerin über Lärm beschwert, den angeblich parkende Angler verursachen sollen. Ein Lärmschutz-Gutachten musste erstellt werden. Bei den darauf folgenden Streitigkeiten stellte sich dann heraus, dass unsere Zuwegung nicht mehr die aktuellen Erfordernisse einer Rettungszufahrt erfüllt und das, obwohl die Feuerwehr lange Jahre problemlos auf unserem Gelände geübt hat. Ohne eine ordnungsgemäße Rettungszufahrt dürfen wir den Sportboothafen nicht benutzen. Daher haben wir notgedrungen Nägel mit Köpfen gemacht und sehr schnell einen neuen Weg, weiter weg von der Anwohnerin und nach den neuesten Standards gebaut. Daran angeschlossen wird eine verbesserte Parkfläche, für die wir noch auf die letzte Genehmigung warten. Auch so etwas dauert in Corona-Zeiten länger. Die Bagger stehen jedenfalls bereit und wir hoffen, dann schnell wieder den normalen Betrieb aufnehmen zu können.

Weiterhin beschäftigen wir uns mit unserer Klage gegen die Verlängerung der Betriebsgenehmigung des Wasserkraftwerkes in Strohbrück am Übergang der alten Eider zum NOK. Als die Schleuse an diesem Punkt noch in Betrieb war, konnte man von einer bedingten Durchgängigkeit zu dem großen Einzugsgebiet oberhalb ausgehen. Dort gibt es derzeit keinen Fischauf- und Abstieg mehr. Die Lage für alle oberhalb liegenden Gewässer wird immer schlechter. Alle Wanderfische und Neunaugen müssen nun das Wasserkraftwerk passieren. Das hat mit Durchgängigkeit im Sinne der EU-WRRL wenig zu tun. Vereine und der Landesverband bemühen sich seit Jahrzehnten um gesunde und gute Fischbestände in diesen Gewässern. An vielen weiteren Punkten im Land ist es um die Durchgängigkeit schlecht bestellt. Hier müssen wir dringend ein Zeichen für unsere Gewässer setzen, und das tun wir.

In vielen Bereichen waren wir also trotz der Pandemie nicht untätig. Vieles war schwieriger und komplizierter als sonst. Jetzt haben sich auch unsere Mitarbeiter ein paar Tage der Erholung verdient. Nach und nach werden sie ihren Urlaub nehmen. Die Geschäftsstelle bleibt natürlich weiterhin geöffnet und erreichbar. Lediglich in der Zeit vom 8. bis 10. Juli werden wir in Kiel schließen, um einige Umbauarbeiten und technische Neuerungen durchzuführen.

Ich wünsche nun allen schöne Ferientage und gute Fänge. Angeln ist die beste Medizin in diesen schweren Zeiten!

Petri heil, euer Peter Heldt