Liebe Mitglieder und Freunde unseres LSFV,

heute möchte ich meinen Rundbrief mit einem großen Dank an alle Vereine und Kreisverbände beginnen. Machen wir uns nichts vor – wir befinden uns nach wie vor in schwierigen Zeiten. Aber die allermeisten Angelvereine und Verbände bei uns im Lande haben viele dieser Schwierigkeiten großartig gemeistert, obwohl das nicht einfach war. Wie verwalte ich einen Verein in solchen Zeiten – oftmals ohne Zusammenkünfte und gemeinschaftliche Abstimmung? Solche ehrenamtlichen Aufgaben waren allgemein schon schwierig, aber in Coronazeiten wurden und sind diese Dinge noch komplizierter. Es kamen sogar weitere Aufgaben hinzu.

Viele endeckten ihre alte Liebe zum Angeln wieder oder fingen an, sich für unsere Passion zu interessieren. Es drängten viele hinaus ans Wasser. Diese Menschen wollten eine Ausbildung und Aufnahme in die Angelvereine, und das musste mit allem was dazugehört unter erschwerten Pandemiebedingungen irgendwie gemanagt werden. Das wurde in ganz vielen Vereinen möglich gemacht! Dafür meinen herzlichen Dank – das hat gezeigt, wozu unsere Vereine und unsere Gemeinschaft wirklich fähig ist.

Einige stempeln Angelvereine grundsätzlich als eine Horde biertrinkender Vereinsmeier ab. Andere haben uns schon als sehr wichtigen Faktor für Umwelt und Naturschutz erkannt. In der Coronakrise haben wir einen weiteren Teil unseres Gesichts gezeigt – das soziale. Wir übernehmen wichtige Aufgaben in unserer Gesellschaft. 42 000 Mitglieder und die dazugehörigen Familien nutzen die Angebote, die ihnen unsere Vereine und Verbände bieten – Tendenz weiterhin steigend.

Wir ermöglichen Menschen gerade in so schwierigen Zeiten Ruhe und Entspannung an den von uns gehegten und gepflegten Gewässern zu finden. Wir erhalten diese Lebensräume artenreich und schön. Wir führen Menschen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten und Altersgruppen zusammen und bauen barrierefreie Angelplätze, um noch mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, an unserer Natur teilzuhaben. Wir leisten Jugendarbeit und vermitteln in unseren Fischereischeinlehrgängen Verständnis für die komplexen Zusammenhänge in unserer Umwelt. All das passiert unter immer schwerer werdenden Bedingungen. Dafür haben die Vereine eigentlich Wertschätzung und Dank verdient. Manchmal kommt es gefühlt aber ganz anders an.

Überall wird davon gesprochen, das Ehrenamt und die Vereine stärken zu wollen – in der Praxis sieht das leider oft ganz anders aus. Nicht genug damit, dass wir häufig mit unqualifizierten Angriffen von selbsternannten Tierschützern zu kämpfen haben. Wir erleben bei unseren anerkannt gemeinnützigen Vereinen und Verbänden einen immer größeren Zuwachs an Auflagen und Bürokratie. Übertrieben gesagt zieht jede Bratwurst, die man beim Vereinsgrillen ausgibt, einen halbtägigen Verwaltungsakt nach sich. Mit Schrecken erinnere ich mich zum Beispiel an die Zeit, als die neue Datenschutz-Grundverordnung unsere Vereinswelt in Aufruhr versetzte. Eine Regelung, die eigentlich dafür sorgen sollte, dass datensammelnde Großkonzerne in ihrem Handeln eingeschränkt werden, hat hauptsächlich kleine Firmen, aber auch unsere gemeinnützigen Vereine und Verbände in Schwierigkeiten gebracht. Wenn man Jugendarbeit macht oder in empfindlichen Naturräumen agiert, so wie wir es tun, muss man mittlerweile jede Handlung genauestens überprüfen und hinterfragen. Die Fallstricke sind zahlreich und das Netz ist eng gespannt. Theorie und Praxis driften immer weiter auseinander.

Wer kann all das noch ehrenamtlich leisten – wer übernimmt noch die Verantwortung? Das ist bei vielen Vereinen ein Problem. Der LSFV versucht dabei zu helfen. Unser Geschäftsführer Robert Vollborn hatte auch im Jahr 2021 zahlreiche Anfragen von Vereinen, die bei rechtlichen Themen Beratung brauchten. Unser Bundesverband DAFV bietet mittlerweile den Mitgliedern eine Rechtschutzversicherung (siehe DAFV-Internetseite). Auch beim Landesverband fressen Verordnungen und Bestimmungen immer mehr Zeit. Jeden Tag beschäftigen wir uns leider auch mit solchen Dingen.

Ein kleines Beispiel dafür erleben wir am Westensee. Aufgrund der Beschwerde einer Anwohnerin müssen wir die Parkfläche in Langnis umlegen. Die Stellfläche bestand seit über 50 Jahren und lag an einem Ort, der die Natur und die Optik am See wenig gestört hat. Da wir Angler beim Parken nun plötzlich angeblich zu laut sind, müssen wir ausweichen. Umweltverträglichkeitsprüfung, mehrere Lärmschutzgutachten, diverse Baupläne, eine neue Rettungsdienst-taugliche Zufahrt, der Traufabstand zum naheliegenden Wald, der 50 m Streifen zum Ufer und sehr viele andere Details sind zu beachten und zu bearbeiten. Das Ganze füllt mittlerweile mehrere Aktenordner. Alles muss rechtlich sicher sein und seine Ordnung haben, aber manchmal kann man auch an dem bürokratischen Wust verzweifeln. Nachdem wir nun alle erforderlichen Vorarbeiten geleistet und alle Gutachten und Pläne zusammengetragen haben, werden wir Anfang 2022 erneut einen Bauantrag stellen. Wir hoffen, zum Saisonstart wieder über eine Parkfläche in Langnis zu verfügen.

Beim Bau der barrierefreien Angelplätze geht es uns häufig ähnlich wie am Westensee. Der eigentliche Bau der Plattformen ist nicht das große Problem. Die Absprachen mit allen Beteiligten, die Planung und das Einholen der erforderlichen Genehmigungen kosten ungleich mehr Zeit und Energie. Was meinetwegen in Nordfriesland für Baubehörde oder Untere Naturschutzbehörde als gut und richtig gilt, muss noch lange nicht in anderen Landesteilen zutreffen. Das klingt verwunderlich – aber es ist so. Dinge werden an verschiedenen Orten und von verschiedenen Personen unterschiedlich ausgelegt und behandelt, und da müssen wir dann mit viel Mühe durch. Wir werfen die Flinte aber nicht ins Korn, und mittlerweile sind 16 dieser Plätze fertig und Anfang des nächsten Jahres werden die nächsten vier nach langer Planung gebaut. Wir sind mit diesem Projekt ein Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit und haben mit Sabine Hübner eine großartige Expertin im Team, die hartnäckig die Sache vorantreibt. Gebaut werden diese Plätze mit großer ideeller und finanzieller Unterstützung unseres Bundeslandes. Sogar aus anderen europäischen Ländern erhalten wir viel Anerkennung, Lob und Nachfragen. Wer sonst bietet schon ein solches flächendeckendes, barrierefreies Angebot für Freizeit in der Natur? Alles das geht nur in Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Angelvereinen und den Kreisverbänden, und auch dieses Projekt zeigt auf, dass wir als Angler wichtig für das soziale Miteinander im Land sind.

Seit langer Zeit ist der LSFV beliehener Träger des Landes für die Durchführung der Fischereischeinprüfung. Wir haben uns dabei streng an die Vorgaben aus dem Ministerium zu halten. Früher waren Präsenzkurse die einzige Möglichkeit, um sich gut auf die Prüfung vorzubereiten. Das konnten nur wir als großer Verband flächendeckend anbieten, immer in Zusammenarbeit mit den Vereinen und den Koordinatoren der Kreisverbände. Das haben wir über all die Jahre in sehr guter Qualität hinbekommen. Aber die Zeiten ändern sich rasant – heute ist die Online-Ausbildung ebenfalls eine Möglichkeit, die immer häufiger genutzt wird. Nach wie vor halten wir die Präsenzausbildung vor Ort für die beste Methode. So entsteht auch gleich ein Kontakt zu den Angelvereinen, und ein regionaler Bezug wird hergestellt. Damit diese Form der Ausbildung weiterhin attraktiv und zeitgemäß bleibt, müssen wir ständig über die Aktualisierung und Verbesserung unserer Kurse nachdenken. Es muss spannend sein und Spaß machen, wenn man unsere Lehrgänge besucht, auch für Kinder und Jugendliche. Daran müssen wir ständig arbeiten. Die Ausbildung vermittelt viel Wissen, aber wir werden in der kurzen Lehrgangszeit auch niemanden zum Fischereibiologen ausbilden. Das kann auch nicht das Ziel sein – die Prüfung muss von zwölfjährigen Kindern zu bestehen sein.

Nadine Sydow, unsere neue Vizepräsidentin für diesen Bereich, im Bild an der Schwentine beim Videodreh für Fishing-King, hat also eine schwierige und umfangreiche Aufgabe übernommen, und ich bitte alle „alten Hasen“ sie nach Kräften zu unterstützen. Wie schon gesagt, es gibt Vorgaben und Regeln des Landes. Es ist jedem Interessierten völlig freigestellt, wo und wie er sich ausbilden lässt – in Präsenz prüfen müssen wir als beliehener Träger alle, die es wünschen. In der Coronazeit hat es uns sehr geholfen, dass wir schon vor langer Zeit die Online-Ausbildung mit unserem Partner Fishing-King angeschoben haben. Das war seinerzeit umstritten, aber es hat sich bewährt. Fishing-King ist in unseren Augen ein sehr guter Anbieter mit dem wir gerne zusammenarbeiten, aber es gibt auch andere auf diesem immer größer werdenden Markt.

Ebenfalls umstritten war zuerst unser Online-Erlaubnisscheinverkauf über die Firma Hejfish, aber auch das hat sich, gerade in Zeiten der Pandemie, bestens bewährt. In diesem November wurde in Zusammenarbeit mit Hejfish weiter an dem komplexen Verkaufssystem getüftelt. So wird es auch 2022 jedem möglich sein, problemlos, schnell und zu jeder Zeit an seine Angelerlaubnisscheine zu kommen. Gerade für NOK, Elbe und den ELK wird dieser Service gerne in Anspruch genommen. Lange war es für diese Gewässer nicht möglich, die Scheine online anzubieten. Unser Vertragspartner dort ist die Bundesbehörde WSV, und es bestehen sehr hohe Anforderungen in Bezug auf Abrechnungs- und Datensicherheit. Hejfisch konnte überzeugende Konzepte vorlegen, und hat es so ermöglicht, dass auch für diese wichtigen Angelgewässern online Buchungen möglich sind.

Die Bemühungen um unsere Gewässer und Fischarten wie Aal, Meerforelle, Lachs, Schlammpeitzger, Elritze und viele andere Arten haben wir natürlich auch 2021 fortgesetzt. Wer über die Weihnachtstage Zeit und Lust hat, kann sich gerne durch unsere Internetseite scrollen und wird viele Berichte über diese Aktionen finden. Unsere Biologen Rüdiger Neukamm und Dr. Mattias Hempel, unser Fischreiberater Marius Behrens und unsere FÖJ Kraft Jonathan haben sich wieder mit riesigem Einsatz und großer fachlicher Kompetenz um unsere Gewässer gekümmert.

Rund um diese Projekte haben wir wieder große Mengen an Fördergeldern bekommen, die punktgenau und fristgerecht verwaltet und abgerechnet werden müssen. Im Frühjahr 2021 haben wir die komplette Technik in der Geschäftsstelle erneuert und umgestellt. Auch aus Sicherheitsgründen war das notwendig und schon lange überfällig. Unsere neue Internetseite wird nun am Ende des Jahres fertig sein. Rund um die unzähligen Vorgänge, die im Laufe eines Jahres bei uns zu bearbeiten sind und die kaum einer sieht, kümmert sich unser Geschäftsstellenteam. Susanne Schramm, Silke Fischer, Martin Höppner und Geschäftsführer Robert Vollborn haben diese umfangreichen Aufgaben im vergangenen Jahr wieder großartig gemeistert – auch dafür ein ganz großes Dankeschön! Das gilt natürlich auch für meine ehrenamtlichen Kollegen beim LSFV, die Vizepräsidenten und Referenten. Man bekommt nie alles fehlerfrei hin, und man wird in einem so großen Verband nie alle zufriedenstellen, aber ich glaube, wir haben unser LSFV-Dickschiff unaufgeregt und sicher durch diese schwierige Zeit gesteuert. Ich bin zuversichtlich, dass wir das auch im Jahr 2022 gemeinsam hinbekommen!

Abschließend wünsche ich allen Mitgliedern, Förderern und Freunden unseres Verbandes ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr 2022.

Peter Heldt