Verschmutzung unter Wasser im Kanal egal?

Vor Weihnachten kam es zu einer großflächigen Ölverschmutzung auf dem Nord-Ostsee-Kanal bei Brunsbüttel.

Der neue Umweltminister betonte, dass das ausgelaufene Rohöl hochgiftig und mit Schwermetallen versetzt sei. Drei Wochen später wurde aus dem Umweltministerium verkündet, dass eine Ölkatastrophe in der Elbe, im Wattenmeer und in der Nordsee verhindert werden konnte.

Das ist erfreulich! Verwunderlich ist, dass keiner über die Ölkatastrophe im NOK spricht, denn in diesem Ökosystem hat sie stattgefunden. Umweltminister Goldschmidt erwähnte eine geringfügige Anzahl von ölverschmutzten Wasservögeln, zur Lage unter Wasser haben wir allerdings bis jetzt nichts gehört.

Was passiert unter Wasser?

Auch im Umweltministerium sollte bekannt sein, dass der NOK eines der artenreichsten Binnengewässer Europas ist (93 Fischarten) und das er selbst ein wertvolles Ökosystem darstellt. Wir haben große Sorge um den Lebensraum unter Wasser. Wie weit sind die Schadstoffe des Öls im Kanal gewandert und in welche Richtung? Wurde dauerhaft beprobt? Gibt es schon Ergebnisse? Wurden überhaupt Wasserproben gezogen? Mit welchen Folge- und Langzeitschäden ist zu rechnen? Kann man die Fische aus dem betroffenen Bereich des Kanals noch verzehren?

LSFV-Biologe Rüdiger Neukamm setzt Glasaale in den Nord-Ostsee-Kanal.
Wir hegen und pflegen den Fischbestand des Nord-Ostsee-Kanals. Daher erwarten und fordern wir, ins Bild gesetzt zu werden, wie sich der Ölunfall auf Wasserorgansimen auswirkt!

Diese Fragen haben wir nach längerem erstauntem Warten am 4.1.2023 freundlich formuliert schriftlich und telefonisch dem Umweltministerium gestellt und bis heute leider keine Antwort bekommen. Zumindest in Teilbereichen hätten wir unbedingt eine schnelle Antwort erwartet.

Unsicherheit bei Anglern

Unser Landessportfischerverband beschäftigt Fischereibiologen, die sich um die Hege und Pflege der Fischbestände im NOK kümmern. Wir haben die Fischereirechte auf der gesamten Länge des Kanals gepachtet. In unserem Verband ist eine aus 25 Vereinen zusammengesetzte „Hegegemeinschaft NOK“ installiert. Ca. 10.000 Angler lösen jährlich einen Erlaubnisschein für das wohl beliebteste Angelgewässer im Binnenland unseres Bundeslandes. Fisch aus dem Kanal ist ein begehrtes Lebensmittel.

Ein Angler mit einem 60 Zentimeter langen Zander aus dem NOK. Kann man diese Fische angesichts des Ölunfalls auf dem Kanal noch essen?
Ein typischer Kanalzander – diese Fische sind perfekt für die Küche geeignet und werden von unseren Anglern gern entnommen. Wir wollen wissen: gibt es Bedenken bei dem Verzehr von Kanalfisch aus dem westlichen Bereich?

Schon jetzt spürt man aber bei Anglern und Verbrauchern eine gewisse Unsicherheit, kann man den Fisch aus dem betroffenen Teilbereich des NOK noch essen? Wo sollten besser keine Fische entnommen werden? Hier bedarf es einer schnellen und klaren Aussage aus dem zuständigen Ministerium.

Wer kommt für die eventuellen Folge- und Langzeitschäden auf? Für Angler und Fischer könnte hier ein gewaltiger finanzieller Schaden entstehen. Der Schaden an der Umwelt wiegt allerdings wesentlich schwerer. Auch wenn der Kanal eine vielbefahrene Wasserstraße ist, so ist er doch auch ein wichtiger Teil der Umwelt in unserem Lande. Wir hoffen, dass das zuständige Ministerium neben Elbe, Nordsee und Wattenmeer auch ein Auge auf die Umwelt hier direkt im Herzen Schleswig-Holsteins hat.

Peter Heldt, Präsident